27.11.2024
Waffenstillstand im Libanon Israels Weg zwischen Krieg und Frieden

Waffenstillstand in Israel: Zwischen Erleichterung und Skepsis

Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon wird in Israel mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Erleichterung über das Ende der Kampfhandlungen steht neben der Skepsis, ob die Ruhe von Dauer sein wird, und Kritik an der Vereinbarung selbst. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, stimmte das israelische Kabinett dem von Premierminister Benjamin Netanjahu ausgehandelten Waffenstillstand mit großer Mehrheit zu. Einzig der rechtsextreme Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, stimmte dagegen und sprach von einem „historischen Fehler“, wie auch die NZZ berichtet. Ähnliche Kritik äußerte Avigdor Lieberman, Vorsitzender der nationalistischen Partei „Unser Haus Israel“. Besonders groß ist die Skepsis in den Grenzregionen zum Libanon, wo viele Einwohner seit Beginn der Kämpfe vor über einem Jahr vertrieben wurden. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in Umfragen wider, die von lokalen Medien zitiert werden. Laut Süddeutscher Zeitung überwiegt zwar die Freude über den Waffenstillstand, doch der Glaube an einen Sieg Israels über die Hisbollah ist gering. Netanjahu rechtfertigte seine Entscheidung laut Süddeutscher Zeitung mit massivem Druck aus den USA, der ihm keine andere Wahl gelassen habe. Berichten zufolge drohte US-Präsident Joe Biden mit einem Stopp der Waffenlieferungen an Israel. Die Biden-Administration dementierte diese Darstellung jedoch. Es gibt Spekulationen, Netanjahu habe den Krieg im Libanon vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump beenden wollen. Militärisch betrachtet, verlief der Krieg im Libanon im Vergleich zum Gazastreifen-Konflikt professioneller und zielgerichteter, so die Süddeutsche Zeitung. Als Erfolg wertet die Zeitung die sogenannte Pager-Operation, bei der zahlreiche Hisbollah-Funktionäre getötet oder verletzt wurden. Auch die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und weiterer Führungsmitglieder sowie die Zerstörung der Infrastruktur im Süden des Libanon und in Beirut werden als Erfolge der israelischen Armee gewertet. Der Waffenstillstand ermöglicht der israelischen Armee nun eine Neugruppierung und bietet den Soldaten und ihren Familien eine Atempause nach 14 Monaten Krieg. Gleichzeitig isoliert er die Hamas, die nun ohne die Unterstützung der Hisbollah im Gazastreifen kämpft. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, war die vollständige Zerstörung der Hisbollah nie Israels erklärtes Ziel. Die israelischen Streitkräfte waren zuletzt bis zum Litani-Fluss vorgerückt. Die Vereinbarung sieht den Rückzug der Hisbollah hinter den Litani vor, überwacht von der libanesischen Armee. Die Dauerhaftigkeit des Waffenstillstands ist ungewiss. Im Gegensatz zum Gazastreifen verfolgt Israel im Libanon jedoch klarere Ziele: die Schwächung der Hisbollah, eine hisbollahfreie Zone bis zum Litani und die Rückkehr der vertriebenen Einwohner in die nördlichen Städte. Für Netanjahus rechte Koalitionspartner mag der Waffenstillstand eine Enttäuschung sein, jedoch kein Grund für einen Bruch des Bündnisses. Auch die Tagesschau berichtete über die gemischten Reaktionen in Israel. Neben der Erleichterung über die Waffenruhe bleibt Skepsis und die Angst vor einer Wiederaufnahme der Kämpfe. Besonders die Angehörigen der Geiseln im Gazastreifen fordern ein Geiselabkommen und eine Waffenruhe auch dort. Eine ägyptische Delegation wird in Israel erwartet, um über die Wiederaufnahme der Gespräche zur Geiselfreilassung zu verhandeln. PULS 24 berichtet über die Möglichkeit eines direkten israelischen Angriffs auf den Iran nach dem Raketenbeschuss. Der Rektor des Österreichischen Hospizes zur Heiligen Familie in Jerusalem, Markus Bugnyár, beschreibt die Stimmung in Israel als „gemischt“ und betont die Neuheit und das Ausmaß des iranischen Angriffs, der wahrscheinlich nicht unbeantwortet bleiben werde. Auch der ORF berichtet über die gemischten Gefühle in Israel zum Waffenstillstand. Quellen: - Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-waffenstillstand-reaktionen-lux.UnhwUM2wzNTASx85ndSBGx - Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-hisbollah-waffenruhe-haelt-100.html - NZZ: https://www.nzz.ch/international/waffenstillstand-mit-hizbullah-reaktionen-in-israel-sind-skeptisch-ld.1859546 - PULS 24: https://www.puls24.at/news/politik/israel-iran/355504 - ORF: https://orf.at/av/audio/80945 - ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/gemischte-gefuehle-israel-100.html - Süddeutsche Zeitung (Meinung): https://www.sueddeutsche.de/meinung/libanon-waffenruhe-israel-hisbollah-kommentar-lux.4mNn1MvaMjGxFvq4Eppvmh?reduced=true - ZDF (heute journal): https://www.zdf.de/nachrichten-sendungen/heute-journal/gemischte-gefuehle-israel-100.html
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