25.10.2024
Washington Post verzichtet auf Wahlempfehlung im USWahlkampf

In einer überraschenden Wendung hat die renommierte US-Zeitung „Washington Post“ angekündigt, bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl keine Wahlempfehlung abzugeben. Damit verzichtet die Zeitung erstmals seit Jahrzehnten darauf, einen Kandidaten im Rennen um das Weiße Haus zu unterstützen. Wie „Post“-Chef William Lewis in einem Leitartikel erklärte, kehre die Zeitung damit „zu ihren Wurzeln zurück“.

Die Entscheidung bedeutet, dass die Demokratin Kamala Harris als erste Kandidatin ihrer Partei nicht die Unterstützung der „Washington Post“ erhält. Die Zeitung hatte in den vergangenen Jahrzehnten zumeist Wahlempfehlungen ausgesprochen und sich dabei grundsätzlich für die Kandidaten der Demokratischen Partei ausgesprochen.

Lewis räumte ein, dass die Entscheidung, keine Wahlempfehlung auszusprechen, „als stillschweigende Befürwortung eines Kandidaten“ oder „als Verurteilung eines anderen“ interpretiert werden könne. „Wir sehen das nicht so“, betonte er jedoch. Die Entscheidung stehe vielmehr im Einklang mit den Werten der „Washington Post“, insbesondere mit dem Respekt vor der „menschlichen Freiheit in all ihren Aspekten“.

Die „Washington Post“ ist nicht die einzige US-Zeitung, die bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl auf eine Wahlempfehlung verzichtet. Erst kürzlich hatte die „Los Angeles Times“ eine ähnliche Entscheidung getroffen. Der Eigentümer der Zeitung hatte es dem Leitartikel-Team untersagt, eine Empfehlung für Harris auszusprechen, was zum Rücktritt der Chefredakteurin Mariel Garza führte. Die „New York Times“ hingegen hat Harris Ende September ihre Unterstützung zugesichert.

Die Entscheidung der „Washington Post“ ist ein weiterer Beleg für die außergewöhnliche politische Landschaft in den USA im Vorfeld der Wahl am 5. November. Der Ausgang der Wahl gilt als richtungsweisend für die Zukunft der US-Demokratie und die künftige Außenpolitik der Weltmacht.

Die amtierende Vizepräsidentin Harris hatte die Kandidatur der Demokraten übernommen, nachdem der amtierende Präsident Joe Biden Ende Juli seinen Rückzug erklärt hatte. Sollte sie die Wahl gewinnen, wäre sie die erste Frau an der Spitze der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt. Ihr Herausforderer, der Republikaner Donald Trump, strebt nach seiner ersten Amtszeit (2017-2021) und seiner Wahlniederlage im Jahr 2020 den Wiedereinzug ins Weiße Haus an.

Die Entscheidung der „Washington Post“, keine Wahlempfehlung auszusprechen, dürfte die Debatte über die Rolle der Medien im US-Wahlkampf weiter anheizen. Kritiker werfen den Medien vor, parteiisch zu berichten und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Befürworter der Pressefreiheit betonen hingegen die Bedeutung einer unabhängigen Berichterstattung, die es den Wählern ermöglicht, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Entscheidung der „Washington Post“ auf den weiteren Verlauf des Wahlkampfs haben wird. Klar ist jedoch, dass die Weigerung der Zeitung, einen Kandidaten zu unterstützen, ein Zeichen für die tiefe Spaltung der US-Gesellschaft ist.

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