Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ruft die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Beobachtung von überwinternden Störchen auf. Wie die Zeit (Zeit Online, 30.10.2024) berichtet, nehmen die Sichtungen von Störchen, die in Deutschland überwintern, stetig zu. Stefan Kroll, Vorsitzender der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz Mecklenburg-Vorpommern, bestätigt diesen Trend. Während im Nordosten Deutschlands noch vereinzelt Störche den Winter verbringen, werden in Bundesländern wie Hessen, Baden-Württemberg und Bayern bereits Hunderte Tiere beobachtet.
Entgegen der landläufigen Meinung ist nicht die Kälte das größte Problem für die Störche, sondern die Nahrungsversorgung. Wie die Zeit (Zeit Online, 30.10.2024) berichtet, finden die Tiere in milden Wintern mit wenig Schnee ausreichend Nahrung, wie Mäuse, Würmer und kleine Fische. Auch offene Mülldeponien, wie beispielsweise eine Biomülldeponie in Hessen, bieten den Störchen eine alternative Nahrungsquelle. In Mecklenburg-Vorpommern wurden Überwinterer unter anderem in der Nähe des Vogelparks Marlow und des Tierparks Greifswald gesichtet, wo sie von den Futterstellen der dortigen Tiere profitieren.
Um mehr über das Phänomen der Winterstörche zu erfahren, startet der NABU am 1. November die Aktion "Winterstörche". Bis Ende Januar können Bürgerinnen und Bürger ihre Storchen-Sichtungen melden. Der NABU erhofft sich dadurch ein genaueres Bild über die Verbreitung der Winterstörche in Deutschland.
Bisher überwintern vor allem sogenannte "Westzieher" in Deutschland. Das sind Störche, deren Zugroute normalerweise westlich ums Mittelmeer nach Afrika führt. Die "Ostzieher", zu denen die Störche in Mecklenburg-Vorpommern gehören, fliegen weiterhin mehrheitlich nach Afrika. Wie Stefan Kroll gegenüber der dpa (Stern, 30.10.2024) erklärte, breiten sich die Westzieher jedoch zunehmend nach Osten aus. Dies liegt vermutlich daran, dass mehr Tiere den Winter überleben und die Storchendichte im Westen Deutschlands stark angestiegen ist.
Experten vermuten verschiedene Gründe für die zunehmende Anzahl an Winterstörchen. Neben dem Klimawandel spielt möglicherweise auch die menschliche Einflussnahme eine Rolle. So berichtet die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA, 30.10.2023) über die Vermutung, dass ehemalige Zuchtstationen das Zugverhalten der Störche beeinflusst haben könnten. Durch das aktive Verhindern des Wegzugs in diesen Stationen könnten die Störche ihr natürliches Zugverhalten verloren haben.
Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) rät ausdrücklich davon ab, Störche im Winter zu füttern. Dies könnte zu weiteren Verhaltensstörungen und einer zu starken Anpassung an den Menschen führen. Auch der NABU Hessen (HNA, 30.10.2023) betont, dass die Kälte den Störchen wenig ausmacht und sie in der Regel selbstständig ausreichend Nahrung finden.
Quellen:
- Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-10/30/wo-sind-winterstoerche-nabu-bittet-um-mithilfe - Stern: https://www.stern.de/gesellschaft/regional/mecklenburg-vorpommern/stoerche--wo-sind-winterstoerche--nabu-bittet-um-mithilfe-35187282.html0 - HNA: https://www.hna.de/hessen/nabu-hessen-ruft-zum-zaehlen-von-weissstoerchen-im-winter-auf-zr-92646043.html - Ostseewelle: https://www.ostseewelle.de/nachrichten/nachrichtentickermv/Wo-sind-Winterst%C3%B6rche-Nabu-bittet-um-Mithilfe-id1213107.html - NABU: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stoerche-auf-reisen/index.html - NABU Hamburg: https://hamburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/weissstorch/besenderungsprojekt/index.html - NABU Weil der Stadt: https://www.nabu-wds.de/st%C3%B6rche-in-weil-der-stadt/unsere-st%C3%B6rche-2023/ - NABU Storchzensus: https://www.nabu.de/landingpages/storchzensus.html - NABU Störche auf Reisen - Portraits: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stoerche-auf-reisen/portraits.html