19.10.2024
Landzahnarzt gesucht Neue Strategien gegen den Zahnärztemangel im ländlichen Raum
In vielen ländlichen Regionen Deutschlands zeichnet sich seit einigen Jahren ein ernsthaftes Problem ab: der Mangel an niedergelassenen Zahnärzten. Dieser Zustand führt dazu, dass die ansässige Bevölkerung oft weite Wege zurücklegen muss, um eine zahnärztliche Versorgung zu erhalten. Die Situation ist besonders prekär für ältere Menschen und für jene, die aus verschiedenen Gründen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Die Gründe für den Mangel an Zahnärzten sind vielfältig. Zum einen gibt es einen Generationswechsel, viele Zahnärzte gehen in den Ruhestand und Nachfolger sind schwer zu finden. Junge Zahnmediziner zieht es häufig in die Städte, wo sie bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Lebensqualität vorfinden. Zum anderen spielen wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle, da die Kosten für die Übernahme oder Neugründung einer Praxis in ländlichen Regionen oft nicht durch die zu erwartenden Einnahmen gedeckt werden können. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Grimm-Benne eine Initiative angekündigt, die darauf abzielt, die Wahl des Praxisortes für Zahnärzte attraktiver zu gestalten. Ein zentraler Punkt dieser Initiative ist die Überprüfung und mögliche Wiedereinführung von Zulassungsbeschränkungen. Diese Beschränkungen könnten so gestaltet werden, dass sie junge Zahnärzte ermutigen, sich in unterversorgten Regionen niederzulassen. Eine solche Regelung würde eine gezielte Steuerung der Niederlassung von Zahnärzten ermöglichen, indem beispielsweise bestimmte Regionen für Neuzulassungen gesperrt werden, während in anderen Gebieten, in denen ein Mangel herrscht, Anreize geschaffen werden. Diese Anreize könnten finanzielle Unterstützungen, Hilfe bei der Praxisgründung oder auch eine verbesserte Infrastruktur umfassen. Darüber hinaus könnte überlegt werden, ob Absolventen des Zahnmedizinstudiums durch verpflichtende Landarztquoten oder ähnliche Maßnahmen dazu angehalten werden können, zumindest für einen bestimmten Zeitraum in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Diese Maßnahme würde auch dazu beitragen, die Versorgung in den betroffenen Gebieten kurzfristig zu verbessern. Ein weiterer Ansatz ist die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Universitäten. Eine frühzeitige Sensibilisierung der Studierenden für die Problematik und die Vermittlung der positiven Aspekte einer Landarzttätigkeit könnten dazu beitragen, das Interesse an einer Niederlassung in ländlichen Gebieten zu steigern. Neben diesen strukturellen Maßnahmen ist auch eine Imagekampagne denkbar, die das Berufsbild des Landzahnarztes aufwertet und die Vorteile einer Tätigkeit außerhalb der Großstädte hervorhebt. Gerade die Möglichkeit, in einer ländlichen Praxis eine engere Beziehung zu den Patienten aufzubauen und Teil der Gemeinschaft zu werden, könnte für junge Zahnärzte attraktiv sein. Es ist jedoch zu beachten, dass solche Regulierungsmaßnahmen auch kritisch gesehen werden können. Zulassungsbeschränkungen greifen in die freie Berufsausübung ein und könnten von einigen als unangemessene Bevormundung empfunden werden. Es ist daher wichtig, dass bei der Ausarbeitung der Initiative ein ausgewogener Ansatz gefunden wird, der die Interessen der Zahnärzte ebenso berücksichtigt wie die Bedürfnisse der Bevölkerung. Die geplante Initiative steht noch am Anfang und es werden sicherlich noch viele Diskussionen sowohl mit den Vertretern der Zahnärzteschaft als auch mit betroffenen Bürgern und Kommunen notwendig sein, um eine tragfähige Lösung zu finden. Doch die Tatsache, dass das Problem des Zahnärztemangels erkannt wurde und nun aktiv angegangen werden soll, ist ein positives Signal für die ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts und darüber hinaus. Es bleibt zu hoffen, dass durch die geplanten Maßnahmen eine langfristige Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung erreicht werden kann.
Weitere
Artikel