September 18, 2024
Zinssenkung der Fed: Ein Wendepunkt für die US-Geldpolitik

US-Notenbank Fed senkt Leitzins um 0,5 Prozentpunkte

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am 18. September 2024 einen bedeutenden Schritt in ihrer Geldpolitik vollzogen, indem sie den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte gesenkt hat. Dies ist die erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren und markiert einen Wendepunkt in der Geldpolitik der größten Volkswirtschaft der Welt. Der neue Leitzins liegt nun in einer Spanne von 4,75 bis 5 Prozent.

Die Entscheidung wurde von den Mitgliedern des Zinsausschusses mit einer Mehrheit von elf zu eins getroffen. Lediglich Michelle Bowman stimmte für eine geringere Senkung von nur 0,25 Prozentpunkten. Diese Zinssenkung fiel stärker aus als von vielen Marktanalysten erwartet, die eher mit einem moderaten Schritt gerechnet hatten. Fed-Chef Jerome Powell erklärte, dass die Fed nicht in einer Aufholjagd sei, sondern dass die Entscheidung auf einer fundierten Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen basiere.

Hintergrund der Zinssenkung

Die Zinssenkung ist eine Reaktion auf die abnehmende Inflation, die in den letzten Monaten beobachtet wurde. Powell gab an, dass die Inflationsrate für August 2024 auf 2,2 Prozent geschätzt wird, was dem Ziel der Fed von 2 Prozent näher kommt. Diese Entwicklung gibt der Notenbank mehr Spielraum, um die Geldpolitik zu lockern, nachdem die Zinsen seit März 2020 nicht mehr gesenkt wurden.

Die Fed hat zudem signalisiert, dass weitere Zinssenkungen in Aussicht stehen, sowohl in diesem Jahr als auch im kommenden Jahr. Die Projektionen der Notenbanker deuten darauf hin, dass der Leitzins bis Ende 2024 auf durchschnittlich 4,4 Prozent und bis Ende 2025 auf 3,4 Prozent gesenkt werden könnte.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Powell wies darauf hin, dass der US-Arbeitsmarkt Anzeichen einer Abkühlung zeigt, nachdem er zuvor überhitzt war. Die Arbeitslosenquote stagnierte im August bei 4,2 Prozent, was zwar historisch niedrig ist, jedoch höher als die 3,8 Prozent des Vorjahres. Zudem zeigen die Löhne für neu eingestellte Mitarbeiter inflationsbereinigt einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.

Die Fed beobachtet die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt genau, da dieser für die wirtschaftliche Stabilität von entscheidender Bedeutung ist. Trotz der Rückgänge in der Zahl neu geschaffener Arbeitsplätze bleibt der Konsum ein wichtiger Motor der US-Wirtschaft, wie jüngste Einzelhandelsdaten zeigen.

Politische Dimensionen der Zinssenkung

Die Entscheidung zur Zinssenkung fällt in eine politisch sensible Zeit, da die Präsidentschaftswahlen in den USA am 5. November 2024 bevorstehen. Ex-Präsident Donald Trump hatte zuvor gefordert, dass die Fed die Zinsen vor der Wahl nicht senken sollte, um die politische Stimmung nicht zu beeinflussen. Powell betonte jedoch, dass die Fed unabhängig von politischen Einflüssen agiere und ihre Entscheidungen ausschließlich auf wirtschaftlichen Daten basiere.

Die Fed hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass ihre Hauptpriorität die Stabilität der Preise und die Förderung maximaler Beschäftigung ist. Die aktuelle Zinssenkung wird als Teil dieser Strategie angesehen, um die wirtschaftliche Aktivität zu fördern und gleichzeitig die Inflation im Zaum zu halten.

Ausblick und zukünftige Sitzungen

Die Fed hat noch zwei weitere Sitzungen in diesem Jahr geplant, um die Geldpolitik weiter zu evaluieren. Die nächste Sitzung findet am 6. und 7. November statt, direkt nach den Präsidentschaftswahlen, gefolgt von einer weiteren Sitzung am 17. und 18. Dezember. Diese Treffen werden entscheidend sein, um die Richtung der Geldpolitik für das kommende Jahr festzulegen.

Insgesamt stellt die Zinssenkung einen signifikanten Wandel in der Geldpolitik der Fed dar, die seit der Corona-Pandemie eine restriktive Haltung eingenommen hatte. Die aktuellen Entwicklungen in der Inflation und der Arbeitsmarktsituation könnten die Fed dazu veranlassen, ihren Kurs weiter zu lockern, um die Wirtschaft zu stabilisieren und das Wachstum zu fördern.

Die Fed wird weiterhin die wirtschaftlichen Indikatoren genau beobachten, um sicherzustellen, dass ihre Maßnahmen die gewünschten Effekte erzielen, ohne das Risiko einer erneuten Inflation zu erhöhen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich die wirtschaftlichen Bedingungen entwickeln und welche Maßnahmen die Fed ergreifen wird.

Quellen: F.A.Z., Deutschlandfunk, Zeit Online, manager magazin, n-tv.de, Süddeutsche Zeitung.

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