September 9, 2024
Zugverspätungen im Nordwesten: Pro Bahn kritisiert Hersteller Alstom

Zugverkehr: Pro Bahn kritisiert Verzögerung bei Zügen für den Nordwesten

Bahnreisende im Nordwesten Deutschlands sehen sich weiterhin mit Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Züge konfrontiert. Der Fahrgastverband Pro Bahn hat in einer aktuellen Mitteilung scharfe Kritik an dem Hersteller Alstom geübt, der für die Produktion der neuen Züge verantwortlich ist. Malte Diehl, der Landesvorsitzende von Pro Bahn, bezeichnete die Situation als „neuen Schlag ins Gesicht“ für die Fahrgäste und betonte, dass die ersehnte Verbesserung des Zugverkehrs weiterhin auf sich warten lasse. Zudem äußerte er Bedenken, dass dies möglicherweise nicht die letzte Verzögerung sein könnte.

Alstom hatte kürzlich bekannt gegeben, dass sich der Lieferstart für die neuen Züge erneut verschieben wird. Als Grund wurde eine absehbare Verlängerung des Zulassungsverfahrens angegeben. Dies hat zu einer erheblichen Verärgerung bei der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) geführt, die als Auftraggeber fungiert. Die LNVG zeigte sich fassungslos über die dritte Verzögerung in dieser Angelegenheit. Laut den aktuellen Informationen werden ab Dezember 2025 lediglich bis zu 20 Züge zur Verfügung stehen, anstelle der ursprünglich bestellten 34 Züge. Alle Fahrzeuge sollen erst ab Sommer 2026 im regulären Einsatz sein.

Die Verzögerungen betreffen insbesondere das sogenannte Expresskreuz Bremen-Niedersachsen, welches die Linien RE1 (Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich), RE 8 (Hannover – Bremen – Bremerhaven) und RE 9 (Bremerhaven – Bremen – Osnabrück) umfasst. Die Züge waren ursprünglich für den Einsatz ab Dezember 2024 vorgesehen. Eine geplante Teilung des RE1 in Oldenburg, die eine direkte Verbindung zwischen Wilhelmshaven und Hannover ermöglichen sollte, kann aufgrund der Verzögerungen nicht realisiert werden.

Pro Bahn fordert, dass die LNVG als Auftraggeber in Zukunft kritisch hinterfragt, ob sie den Ankündigungen von Alstom während der Ausschreibung zu sehr vertraut hat. Diehl betonte die Notwendigkeit, künftig möglichst fertig zugelassene Serien zu beschaffen, um Verzögerungen durch Neukonstruktionen und aufwendige Sonderwünsche zu vermeiden. Diese Forderung kommt in einem Kontext, in dem die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Schienenverkehrs in Deutschland zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit rückt.

Die wiederholten Verzögerungen werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen der öffentliche Nahverkehr in Deutschland konfrontiert ist. Die Situation ist nicht nur frustrierend für die Fahrgäste, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Planung und Durchführung des Schienenverkehrs in der Region. Die Unsicherheit über die Verfügbarkeit neuer Züge könnte potenziell auch die Attraktivität des Bahnfahrens in der Region beeinträchtigen, was in Zeiten des Klimawandels und der dringenden Notwendigkeit, den Individualverkehr zu reduzieren, besonders bedenklich ist.

Die Diskussion um die Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Züge ist Teil eines größeren Problems, das die Deutsche Bahn und ihre Partner im Nahverkehr seit Jahren beschäftigt. Die Forderungen nach einer Verbesserung der Infrastruktur, einer Erhöhung der finanziellen Mittel für den Schienenverkehr und einer effizienteren Planung sind lautstark geworden. Die Herausforderungen, die sich aus der Verzögerung der Züge ergeben, sind ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, die Strukturen und Prozesse im deutschen Schienenverkehr zu überdenken und zu reformieren.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie die beteiligten Akteure auf die anhaltenden Probleme reagieren werden und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation zu verbessern. Die Fahrgäste im Nordwesten haben ein berechtigtes Interesse an einer schnellen Lösung, die ihnen eine zuverlässige und pünktliche Verbindung ermöglicht.

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