31.10.2024
Zukunft von Thyssenkrupp Marine Systems: Ungewisse Investorensuche nach Carlyle-Rückzug

Der geplatzte U-Boot-Deal: Wie die Bundesregierung Investoren verärgert

Der Rückzug des US-Finanzinvestors Carlyle aus dem Bieterverfahren um Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) wirft Fragen nach der Rolle der Bundesregierung auf. Wie die FAZ berichtet, ist der geplatzte Deal der dritte große Übernahmeprozess in kurzer Zeit, bei dem sich Verhandlungspartner über die Regierung verärgert zeigen – nach den Vorgängen um Tennet und Schenker. Thyssenkrupp bestätigte den Rückzug Carlyles vergangene Woche. Nun verdichten sich die Hinweise, dass das Zögern Berlins ausschlaggebend für das Scheitern war.

Die Unsicherheit über die Haltung der Bundesregierung verunsichert Investoren. Wie im Fall von Tennet und Schenker, wo die Bundesregierung ebenfalls eine zentrale Rolle spielte, sorgt die Intervention des Staates für Unmut bei den beteiligten Unternehmen. Die genauen Gründe für das Zögern Berlins im Fall TKMS sind noch nicht vollständig geklärt. Experten vermuten jedoch, dass Bedenken hinsichtlich des Abflusses von Schlüsseltechnologien ins Ausland eine Rolle spielen. Die Bundesregierung hat sich bisher nicht offiziell zu den Vorwürfen geäußert.

Die Kieler Nachrichten berichten, dass der Ausgang eines Treffens von Staatssekretären verschiedener Bundesministerien Anfang Oktober den Rückzug Carlyles ausgelöst haben soll. Dort soll das Bundeswirtschaftsministerium weitere Fragen zum Ablauf der Übernahme aufgeworfen haben, die bei Carlyle offenbar zu Irritationen führten. Während der US-Investor den im März begonnenen Prozess noch in diesem Herbst abschließen wollte, sollen Vertreter der Bundesregierung auch das Jahr 2025 ins Spiel gebracht haben. Diese Verzögerungstaktik akzeptierte Carlyle offenbar nicht.

Die IG Metall Küste sieht den Schwarzen Peter in Berlin. Bezirksleiter Daniel Friedrich erklärte, eine Lösung sei „zum Greifen nah“ gewesen, scheiterte aber „offenbar am Widerstand aus dem Bundeswirtschaftsministerium“. Die Gewerkschaft fordert, wie auch Professor Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, eine Beteiligung des deutschen Staates an TKMS, um den Abfluss von Know-how im Marineschiffbau ins Ausland zu verhindern. Auch Carlyle hatte sich grundsätzlich eine Staatsbeteiligung vorstellen können.

Der Fall TKMS wirft ein Schlaglicht auf die schwierige Balance zwischen wirtschaftspolitischen Interessen und nationaler Sicherheit. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, einerseits Investitionen zu fördern und andererseits strategisch wichtige Industrien zu schützen. Der geplatzte Deal mit Carlyle zeigt, dass dieses Spannungsfeld zu Konflikten mit Investoren führen kann.

Thyssenkrupp will nun den Interessenten, die in der ersten Runde Carlyle unterlegen waren, eine Chance geben. Die Verhandlungsposition des Konzerns hat sich durch den Rückzug des US-Investors jedoch nicht verbessert. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob es gelingt, einen neuen Käufer für TKMS zu finden.

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