Im hitzigen Rennen um das Weiße Haus lieferten sich Donald Trump und Kamala Harris am Freitag, den 2. November, parallel Wahlkampfveranstaltungen im umkämpften Bundesstaat Wisconsin – nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Wie die FAZ berichtet, trafen die beiden Kandidaten mit konträren Botschaften aufeinander: Während Harris die Einheit beschwor, setzte Trump auf Angriff.
Im Vorort Milwaukee wurde Harris von der US-Rapperin Cardi B auf der Bühne begrüßt. Cardi B betonte, dass Harris sie zum Wählen motiviert habe. Zeitgleich begann Trump seine Rede im Stadtzentrum von Milwaukee. Wisconsin gilt als wichtiger Swing State. 2016 gewann Trump hier knapp gegen Hillary Clinton, 2020 siegte Joe Biden mit einem ähnlich knappen Vorsprung. Auch in diesem Jahr wird ein enges Rennen erwartet.
Trumps Rede war geprägt von persönlichen Angriffen. Aufgrund technischer Probleme mit dem Mikrofon beschimpfte er sein Team als „dumm“ und bezeichnete Harris, wie bereits in der Vergangenheit, als „Person mit sehr niedrigem IQ“.
Harris warnte vor einer erneuten Präsidentschaft Trumps. Sie bezeichnete ihn als „zunehmend instabil, getrieben von Rachegelüsten und Groll“ und warf ihm das Streben nach „ungezügelter Macht“ vor. Sie versprach eine Politik der Einheit und nannte bezahlbare Gesundheitsversorgung und das Recht auf Selbstbestimmung der Frauen als Prioritäten. „Ich komme am ersten Tag mit meiner To-Do-Liste – nicht mit einer Feindesliste“, so Harris.
Trump sprach deutlich länger als Harris. Während ihre Rede nach etwa 30 Minuten endete, hatte er sich zu diesem Zeitpunkt erst warm geredet. Er versprach Steuersenkungen und ein „Raketenschutzschild“ für die USA. Außerdem wiederholte er unbelegte Behauptungen über manipulierte Arbeitsmarktberichte und wetterte gegen Migranten, Medien und politische Gegner. Den Klimawandel tat er mit der Frage ab: „Wen zur Hölle kümmert das?“ Nach rund 90 Minuten beendete er seine Rede.
Auch abseits der Bühnenauftritte verschärfte sich der Ton im Wahlkampf. Harris reagierte auf einen gewaltverherrlichenden Angriff Trumps gegen seine republikanische Parteikollegin Liz Cheney. Trump hatte gesagt, Cheney solle bei einem Feuergefecht in neun Gewehrläufe blicken. Harris bezeichnete diese Rhetorik als disqualifizierend für das Präsidentenamt. Auch das Weiße Haus warnte vor dem Zündstoff solcher Aussagen.
Trump legte bei einem Auftritt in Michigan nach und behauptete, Cheney fehle der Mut, in einer echten Kampfsituation dem Feind ins Auge zu blicken. Er bezeichnete Harris als „Kandidatin der endlosen Kriege“ und sich selbst als „Kandidaten des Friedens“. Cheney, Tochter des ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, unterstützt Harris und wurde für ihre interventionistische außenpolitische Haltung kritisiert. Beobachter weisen jedoch darauf hin, dass Trump während seiner Amtszeit selbst Militäraktionen anordnete.
Die Sorge über russische Einflussnahme auf den Wahlkampf besteht weiterhin. Auf der Plattform X kursierte ein gefälschtes Video, das angeblich einen Migranten aus Haiti zeigt, der mehrfach in Georgia gewählt haben soll. US-Sicherheitsbehörden stuften das Video als Teil einer russischen Desinformationskampagne ein. Die Plattform X, ehemals Twitter, geht seit der Übernahme durch Elon Musk weniger streng gegen Falschinformationen vor. Musk ist ein prominenter Trump-Anhänger und unterstützt ihn auch finanziell. Das Video bediente Trumps Narrativ von Wahlbetrug durch Migranten.
Der Oberste Gerichtshof stoppte einen Versuch der Republikaner, bestimmte Stimmzettel in Pennsylvania von der Zählung auszuschließen. Der Bundesstaat könnte als bevölkerungsreichster Swing State entscheidend für den Wahlausgang sein. Die Entscheidung des Gerichts erlaubt es Wählern, deren Briefwahlunterlagen aufgrund formaler Mängel abgelehnt wurden, persönlich mit einem provisorischen Stimmzettel abzustimmen. Tausende Stimmen, die tendenziell eher den Demokraten zugerechnet werden, könnten so vor der Ungültigkeit bewahrt werden. Der Supreme Court könnte sich jedoch später erneut mit der Angelegenheit befassen.
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