In Fulda hat sich kürzlich ein außergewöhnlicher archäologischer Fund ereignet. Wie die Fuldaer Zeitung berichtet, wurden der örtlichen Stadt- und Kreisarchäologie menschliche Überreste in einer blauen Ikea-Tasche übergeben. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich um etwa 1500 Jahre alte Knochenfragmente handelt.
Die Knochen stammen ursprünglich aus einer archäologischen Grabung, die 1965 in einem Gräberfeld im Landkreis Göttingen durchgeführt wurde. Wie die Stadt Fulda mitteilte, durfte damals ein freiwilliger Helfer die Skelettteile als Dank für seine Mitarbeit behalten - eine Praxis, die zu dieser Zeit offenbar nicht unüblich war.
Der ursprüngliche Besitzer, der später beruflich in den Raum Fulda zog, gab die Knochen nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung viele Jahre später an einen Bekannten weiter. Dieser war Mitglied des Archäologischen Arbeitskreises Fulda und übergab die Fundstücke nun zum Jahreswechsel an die Fuldaer Stadt- und Kreisarchäologin Milena Wingenfeld.
Besonders kurios: Die Knochenfragmente waren noch immer in Zeitungspapier aus den 1950er und 1960er Jahren eingewickelt, als sie in der blauen Ikea-Tasche abgegeben wurden. An einigen Stücken haftete sogar noch Erde von der ursprünglichen Ausgrabung, wie das Mindener Tageblatt berichtet.
Die Fuldaer Archäologen haben die Knochenstücke inzwischen sorgfältig nach Körperregionen vorsortiert. Wie die Stadt Fulda mitteilt, werden die Überreste aber nicht in Fulda bleiben. Stattdessen sind sie bereits auf dem Weg zurück zur Kreisarchäologie Göttingen.
Dort freut man sich auf die Rückkehr der lange verschollenen Funde. Wie SAT.1 Regional berichtet, wurden die Grabungsfunde aus den 1960er Jahren teilweise in alle Winde verstreut. Auch wenn man sich von den Knochen keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse verspricht, können sie doch dazu beitragen, das Bild der Bestattungsriten und Lebensumstände in der Germanenzeit weiter abzurunden.
Dieser ungewöhnliche Fund zeigt einmal mehr, wie sich archäologische Praktiken im Laufe der Zeit gewandelt haben. Während es in den 1960er Jahren offenbar noch üblich war, Knochenfunde als "Souvenir" zu behalten, wäre ein solches Vorgehen heute undenkbar. Umso erfreulicher ist es, dass die historisch wertvollen Überreste nun doch noch ihren Weg zurück in die Wissenschaft gefunden haben - wenn auch auf höchst unkonventionelle Weise in einer Ikea-Tasche.
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