19.10.2024
Aktivisten setzen Zeichen für den Erhalt des Stadtwaldes in Saarbrücken

Umwelt: Aktivisten errichten Baumhäuser in Saarbrücker Stadtwald

In einem Waldstück im St. Johanner Stadtwald in Saarbrücken haben Aktivisten am vergangenen Wochenende drei Baumhäuser errichtet. Diese Aktion ist Teil eines Protestes gegen die geplante Rodung des Gebiets, das für den Bau neuer Universitätsgebäude vorgesehen ist. Laut Angaben der Polizei befinden sich derzeit zwischen 15 und 20 Personen in dem besetzten Bereich, und die Situation wird als friedlich beschrieben.

Die Aktivisten haben die Besetzung unter dem Namen „Barrio Hanni“ initiiert. Ziel dieser Aktion ist es, die Abholzung des Waldstücks zu verhindern, das eine Fläche von etwa 4,5 Hektar umfasst. Die Polizei hat die Aktion als Versammlung eingestuft und gewährt den Aktivisten vorerst die Möglichkeit, ihre Protestform fortzuführen. Es sind keine Zwischenfälle gemeldet worden, und die Polizei ist vor Ort, um die Situation zu beobachten.

Die Besetzung des Waldes ist nicht die erste Maßnahme, die von Umweltschützern ergriffen wurde. Bereits seit Wochen gibt es eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Hanni bleibt“, die sich gegen die Rodung des Waldes engagiert. Diese Initiative hat angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Rodungspläne einzuleiten und arbeitet dabei eng mit Naturschutzorganisationen wie dem BUND und dem NABU zusammen. Die Bürgerinitiative bezweifelt die Validität eines Gutachtens, das die Rodung rechtfertigen soll, und möchte auf diesem Weg die Abholzung stoppen.

Ursprünglich war geplant, dass das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit (CISPA) auf dem Waldstück ansiedeln sollte. Allerdings hat sich das Zentrum entschieden, nach St. Ingbert umzuziehen, was die Rodungspläne nicht aufhält. Die Aktivisten befürchten, dass die Rodung, die möglicherweise bereits im Oktober beginnen könnte, irreversible Schäden für die Umwelt und das lokale Ökosystem verursachen würde.

Die Bürgerinitiative und die Aktivisten argumentieren, dass der alte Buchenwald, der in dem Gebiet steht, einen unschätzbaren Wert für die Umwelt und das Klima hat. Sie weisen darauf hin, dass der Ersatzwald, der an einem anderen Standort angelegt werden soll, Jahrzehnte benötigen würde, um die Qualität des bestehenden Waldes zu erreichen. Dies wirft Fragen zur Nachhaltigkeit und zur Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen auf.

Die Polizei hatte am Sonntagmittag Teile des St. Johanner Stadtwaldes abgeriegelt, um den Zugang zum Protestcamp zu kontrollieren. Dies geschah aufgrund eines Amtshilfeersuchens des Saarforsts, der Gefahrenstellen im Bereich des Protestcamps festgestellt hatte. Während des Einsatzes wurden einige Baumaterialien, die möglicherweise von den Aktivisten in den Wald gebracht worden waren, von der Polizei abtransportiert. Ob es sich dabei um illegale Abfälle oder um Materialien für die Baumhäuser handelte, konnte nicht abschließend geklärt werden.

Die Aktivisten selbst haben erklärt, dass ihre Protestform friedlich bleiben soll. Ein Aktivist, der anonym bleiben möchte, betonte, dass sie mit ihren Körpern und den Baumhäusern den Wald schützen wollen. Die Gruppe plant, weiterhin im Wald zu bleiben, um auf die drohende Rodung aufmerksam zu machen und den Erhalt des Waldes zu fordern.

Die Situation im St. Johanner Stadtwald ist Teil eines größeren Trends in Deutschland, wo immer mehr Bürger und Aktivisten gegen Umweltzerstörung und für den Erhalt von Naturflächen kämpfen. Die Besetzung des Waldes in Saarbrücken könnte als ein weiterer Ausdruck des wachsenden Umweltbewusstseins in der Gesellschaft angesehen werden.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die Situation entwickelt, ob die Rodungspläne tatsächlich umgesetzt werden und welche weiteren Schritte die Bürgerinitiative und die Aktivisten unternehmen werden, um ihre Ziele zu erreichen.

Quellen: Zeit Online, stern.de, tagesschau.de, SOL.DE, BILD

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