21.10.2024
Lebenslange Haftstrafen für Abu Sayyaf Mitglieder im Fall Wallert Entführung

Mehr als zwei Jahrzehnte nach der Entführung der Familie Wallert und weiterer Touristen auf den Philippinen sind 17 Mitglieder der Islamistengruppe Abu Sayyaf zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Wie die Justizministeriums am Montag mitteilte, wurden die Angeklagten für schuldig befunden, an der Entführung von insgesamt 21 Touristen im Jahr 2000 beteiligt gewesen zu sein. Die Gruppe Abu Sayyaf hat der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) Gefolgschaft geschworen.

Die philippinische Gruppe verübt seit Jahrzehnten in den Dschungel-Gebieten im Süden des Landes sowie im benachbarten Malaysia Entführungen. Im April 2000 hatten Mitglieder von Abu Sayyaf insgesamt 21 Touristen – darunter elf Ausländer – aus einem Urlaubsressort in Malaysia entführt und in den philippinischen Dschungel verschleppt. Unter den Geiseln befand sich auch die deutsche Familie Wallert. Nach mehrmonatiger Gefangenschaft kamen alle Geiseln frei. Wie die Freilassung zustande kam, wurde nie öffentlich erklärt. Es besteht jedoch die Vermutung, dass ein Millionenbetrag an Lösegeld gezahlt wurde. Im nun veröffentlichten Urteilsspruch wurden die Angeklagten der Entführung und der Lösegeld-Erpressung schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Gruppe Abu Sayyaf hat der Dschihadistenmiliz IS die Gefolgschaft geschworen. Sie hat nach Entführungen wiederholt auch Geiseln getötet, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt wurden. Die Gruppe wurde in den Neunziger Jahren mit Finanzhilfen eines Familienmitglieds des damaligen Al-Kaida-Führers Osama bin Laden gegründet und wird von den USA als Terrororganisation eingestuft.

Die Entführung der Familie Wallert im Jahr 2000 löste in Deutschland großes Entsetzen und eine Welle der Anteilnahme aus. Tagelang dominierte das Thema die Medien. Die Familie war während eines Tauchurlaubs auf der Insel Sipadan von der Terrorgruppe Abu Sayyaf überfallen und auf die philippinische Insel Jolo verschleppt worden. Besonders der Gesundheitszustand von Renate Wallert, die während der Gefangenschaft mehrmals kollabierte, sorgte für Besorgnis. Nach und nach wurden die Mitglieder der Familie freigelassen: Zuerst Renate Wallert im Juli 2000, dann Werner Wallert im August 2000. Sohn Marc Wallert kam erst im September 2000 frei, als einer der letzten Geiseln.

Die Familie Wallert hat die Zeit der Gefangenschaft überstanden und versucht, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Marc Wallert hat seine Erfahrungen in einem Buch verarbeitet und hält Vorträge über seine Erlebnisse. Darin beschreibt er, wie es ihm und den anderen Geiseln gelang, die Entführung zu überstehen. Seine „Dschungelstrategien“ entsprechen weitgehend den Schutzfaktoren für Resilienz. Dazu gehören Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeit und weitere Strategien zur Stärkung der inneren Widerstandskraft.

Die Verurteilung der Täter nach über 20 Jahren zeigt, dass die Justiz auch in komplexen Fällen von Geiselnahme nicht aufgibt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht. Die lebenslangen Haftstrafen sind ein wichtiges Signal an Terrorgruppen und können dazu beitragen, weitere Gewalttaten zu verhindern.

Quelle: AFP

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/wallert-entfuehrung-auf-den-philippinen-taeter-zu-lebenslanger-haft-verurteilt-110060642.html

Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/In-Geiselhaft-Entfuehrung-und-Freilassung-der-Familie-Wallert,wallert106.html

Quelle: https://marcwallert.com/entfuehrung/

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