Die Talkshow „Maybrit Illner“ hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Forum für politische Debatten im deutschen Fernsehen entwickelt. Dabei wird immer wieder der Ruf nach konkretem Handeln und weniger Diskussion laut. Gerade in Bezug auf die Ampel-Koalition wird die Frage gestellt, ob der Fokus auf Kommunikation und die Vielzahl an Gipfeln tatsächlich zielführend ist. Wie die Süddeutsche Zeitung am 1. November 2024 berichtete, scheint die Ampel oftmals in einer „Kakofonie“ aus Gipfeln und öffentlichen Auseinandersetzungen gefangen zu sein.
Diese Wahrnehmung spiegelt sich auch in der öffentlichen Diskussion wider. So wurde beispielsweise in der Sendung vom 2. Mai 2024 mit dem Titel „Blockierte Republik – verhindert die Ampel den Aufschwung?“ (ZDF) die Handlungsfähigkeit der Regierung angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen hinterfragt. Gäste wie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang diskutierten über notwendige Maßnahmen, während sich die Frage nach dem richtigen Weg durch die Vielzahl an Vorschlägen und Positionen verlor.
Ein weiteres Beispiel findet sich in der Sendung vom 27. Juni 2024 zum Thema „Der Corona-Schock – eine Pandemie und die Folgen“ (ZDF). Hier wurde die Rolle von Politik, Wissenschaft und Medien während der Pandemie kritisch beleuchtet. Die Diskussion drehte sich um die Frage nach Vertrauensverlust und der Notwendigkeit einer Aufarbeitung, ohne dass konkrete Schlussfolgerungen gezogen wurden.
Auch in anderen Sendungen von „Maybrit Illner“ wird deutlich, dass komplexe Themen wie Kindesmissbrauch (WELT, 19.06.2020) oder Spionage (ZDF, 07.03.2024) zwar ausführlich diskutiert, aber oftmals ohne konkrete Handlungsperspektiven behandelt werden. Die Forderung nach weniger Reden und mehr Handeln scheint daher vor allem in Bezug auf die Ampel-Koalition besonders präsent zu sein, ist aber ein generelles Phänomen der politischen Diskussionskultur.
Die Sendung mit Bundeskanzler Olaf Scholz am 24. Oktober 2024 (Süddeutsche Zeitung, 25.10.2024) unterstrich erneut die Diskrepanz zwischen den öffentlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Ampel und der gelassenen Haltung des Kanzlers. Diese widersprüchliche Darstellung verstärkt den Eindruck, dass die Regierung mehr mit sich selbst beschäftigt ist als mit der Lösung drängender Probleme.
Quellen:
Süddeutsche Zeitung (01.11.2024): „Maybrit Illner“: Reden darüber, dass nun wirklich weniger geredet werden muss
Süddeutsche Zeitung (25.10.2024): Scholz bei Illner: Willkommen, Herr Olaf Scholz
WELT (19.06.2020): „Maybrit Illner“: „Ein pervertierter Datenschutz, der uns bei den Ermittlungen im Wege steht“
ZDF (02.05.2024): Blockierte Republik – verhindert die Ampel den Aufschwung?
ZDF (27.06.2024): Der Corona-Schock – eine Pandemie und die Folgen
ZDF (07.03.2024): Deutschland ausspioniert – Vertrauen verspielt?