Ein verheerender Anschlag überschattet die Weihnachtszeit in Magdeburg. Ein Auto raste in Besucher des Weihnachtsmarktes, wobei mindestens fünf Menschen ihr Leben verloren und 200 verletzt wurden. Der mutmaßliche Täter, der 50-jährige Taleb A., befindet sich in Polizeigewahrsam. Die Ermittlungen zu seinen Motiven und seinem Hintergrund laufen auf Hochtouren.
Taleb A. arbeitete als Facharzt für Psychiatrie in Sachsen-Anhalt, wie die Esslinger Zeitung unter Berufung auf dpa meldet. Er war im Maßregelvollzug Bernburg beschäftigt und betreute suchtkranke Straftäter. Laut seinem Arbeitgeber, dem Gesundheitsunternehmen Salus, war er seit Ende Oktober 2024 krankheitsbedingt arbeitsunfähig. Der 50-Jährige war bereits polizeibekannt, wie der Deutschlandfunk berichtet. Unter anderem hätte er am Tag vor dem Anschlag wegen Missbrauchs des Notrufs vor Gericht erscheinen sollen, blieb dem Termin jedoch fern. Wie der Spiegel berichtet, wurde er bereits 2013 vom Amtsgericht Rostock wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten verurteilt.
In den sozialen Medien präsentierte sich Taleb A. als vehementer Kritiker des Islams und Saudi-Arabiens, berichten Radio 7 und die Zeit. Auf der Plattform X hatte er über 40.000 Follower und gab Interviews zur Situation von Frauen in Saudi-Arabien. Gleichzeitig verbreitete er dort aber auch Verschwörungstheorien und Gewaltandrohungen, so die Stuttgarter Zeitung. In einem Interview mit der selbsterklärten antimuslimischen amerikanischen Plattform RAIR beschuldigte er die deutsche Polizei, "geheime Operationen" durchzuführen, und bekannte sich als Anhänger von Elon Musk und der AfD. Die AfD betonte, dass er kein Parteimitglied gewesen sei.
dpa zufolge warnte Saudi-Arabien Deutschland vor Taleb A. und stellte einen Auslieferungsantrag. Die Stuttgarter Zeitung erläutert, dass Saudi-Arabien, die Geburtsstätte des Islams, von der Familie Al-Saud als absolute Monarchie regiert wird. Trotz einiger gesellschaftlicher Reformen in den letzten Jahren ist die Menschenrechtslage, insbesondere für Frauen, weiterhin prekär. Taleb A. stammte aus dem Osten des Landes und gehörte der schiitischen Minderheit an, die im mehrheitlich sunnitischen Saudi-Arabien häufig Diskriminierung erfährt.
Bei den Vernehmungen äußerte sich Taleb A. zu einem möglichen Motiv, berichtet die Zeit. Demnach könnte Unzufriedenheit mit dem Umgang Deutschlands mit Flüchtlingen aus Saudi-Arabien eine Rolle gespielt haben. Laut dpa stellte er 2016 selbst einen Asylantrag und erhielt Asyl als politisch Verfolgter. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg betonte jedoch, dass die Aussagen des Mannes zur Motivlage wirr erschienen und weitere Ermittlungen notwendig seien.
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