Am Sonntagmittag versammelten sich hunderte Menschen zu einer bewegenden Mahnwache an der Johanniskirche in Magdeburg, die nach dem tragischen Vorfall vom Freitagabend zu einem zentralen Ort der Trauer geworden ist. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, standen die Trauernden mit Tränen in den Augen und einander stützend vor einem wachsenden Berg aus Blumen und Kerzen. Unter ihnen waren Menschen aller Altersgruppen und Familien. Am Freitagabend war ein Auto in die Besucher des Weihnachtsmarktes gerast.
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtete bereits am Freitagabend über den Anschlag, bei dem zwei Menschen, ein Erwachsener und ein Kleinkind (laut Ministerpräsident Reiner Haseloff), getötet und über 60 verletzt wurden. Der mutmaßliche Täter, ein seit 2006 in Deutschland lebender Arzt aus Saudi-Arabien, der vor acht Jahren Asyl erhalten hatte, wurde noch am Tatort festgenommen.
Die Tagesschau ergänzt, dass der Mann in den sozialen Medien als radikaler Islamkritiker auffiel und sich zur angeblichen Islamisierung Deutschlands äußerte. Einem möglicherweise ihm zugehörigen, aber noch nicht verifizierten Profil auf der Plattform X ist der Satz „Deutschland will Europa islamisieren“ zu entnehmen. Am Abend des Anschlags wurden dort Videos veröffentlicht, in denen mutmaßlich die Stimme des Tatverdächtigen zu hören ist. Darin behauptet er, von deutschen Behörden verfolgt zu werden.
Ein Augenzeuge schilderte dem WDR, der Täter sei mit einem SUV mit Münchner Kennzeichen gezielt in die Menschenmenge gefahren und habe auch beim Verlassen des Weihnachtsmarktgeländes versucht, weitere Personen auf dem Gehweg zu erfassen. Der Wagen konnte erst an einer roten Ampel gestoppt und der Fahrer von der Polizei überwältigt werden.
Wie der WDR weiter berichtet, fand am Samstagabend im Magdeburger Dom eine Gedenkstunde statt. Oberbürgermeisterin Simone Borris zeigte sich vor Journalisten fassungslos und sprach von einer langen Trauerzeit, die die Stadt benötige. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser besuchten am Samstag den Tatort.
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtet in seinem Live-Ticker von andauernden Ermittlungen und großer Anteilnahme aus dem In- und Ausland. Papst Franziskus und der tschechische Präsident Petr Pavel sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus. Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang verteidigte das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarktes.
Die Frankfurter Rundschau berichtet über die Trauer der Mutter des neunjährigen André, der bei dem Anschlag ums Leben kam. Der Junge war Mitglied der Kinderfeuerwehr. Auf Facebook drückte die Mutter ihren Schmerz aus und teilte ein Foto ihres Sohnes. Zahlreiche Menschen bekundeten online ihr Beileid.
Quellen: