Im digitalen Zeitalter, in dem soziale Medien das Kommunikationsverhalten prägen, ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen aller Altersgruppen sich in dieser Welt einen Namen machen. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist Klaus Willbrand, ein 83-jähriger Antiquar aus Köln, der durch seine kurzen Videos auf Plattformen wie TikTok und Instagram zu einem Internet-Phänomen geworden ist. Mit seiner Leidenschaft für Literatur und seinem tiefen Wissen über klassische Werke hat er eine treue Anhängerschaft gewonnen.
Klaus Willbrand führt ein Antiquariat in einer kleinen Nebenstraße in Köln, das bis zur Decke mit alten Büchern gefüllt ist. Der Geruch von vergilbten Seiten und die Atmosphäre des Ladens erinnern an die Bibliotheken vergangener Zeiten. Trotz seiner Liebe zur Literatur stand Willbrand Anfang 2024 vor der Entscheidung, sein Geschäft aufzugeben, da die Kundenfrequenz stark zurückgegangen war. In dieser kritischen Phase ermutigte ihn die Lektorin Daria Razumovych, seine Gedanken und Empfehlungen in Form von Videos zu teilen.
Am Karfreitag 2024 nahm Willbrand sein erstes Video auf, das den Grundstein für seine Social-Media-Karriere legte. In seinen Videos spricht er über bekannte Autoren wie Franz Kafka und Fjodor Dostojewski, gibt Lesetipps und diskutiert die Bedeutung klassischer Literatur. Seine authentische Art und sein tiefes Verständnis für die Materie ziehen zahlreiche Zuschauer an. In kurzer Zeit wuchs seine Followerschaft auf über 100.000 auf Instagram und mehr als 40.000 auf TikTok.
Willbrand hat in seinem Leben schätzungsweise 6.000 Bücher gelesen. Diese immense Leseerfahrung ermöglicht es ihm, tiefgründige und oft überraschende Einblicke in die Werke großer Schriftsteller zu geben. In einem seiner Videos nennt er drei Bücher, die jeder gelesen haben sollte: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust, „Ulysses“ von James Joyce und „Der Prozess“ von Franz Kafka. Seine Auswahl ist nicht nur eine persönliche Empfehlung, sondern auch ein Aufruf an die jüngere Generation, sich mit der Literatur auseinanderzusetzen.
Die Resonanz auf seine Videos war überwältigend. Willbrand berichtet, dass die Bestellungen in seinem Antiquariat seit dem Start seiner Social-Media-Aktivitäten stark angestiegen sind. Kunden, die zuvor nicht in den Laden kamen, suchen nun gezielt nach den Büchern, die er in seinen Videos empfiehlt. Diese Entwicklung zeigt, wie soziale Medien das Interesse an Literatur neu entfachen können, insbesondere bei jüngeren Menschen, die vielleicht zuvor wenig mit klassischen Werken in Berührung gekommen sind.
Die Entscheidung, in die Welt der sozialen Medien einzutauchen, hat nicht nur Willbrands Geschäft gerettet, sondern auch eine neue Generation von Lesern erreicht. Viele seiner Follower sind überrascht von der Tiefe und dem Reichtum der Literatur, die er ihnen näherbringt. Willbrand selbst ist von dem Erfolg seiner Videos überrascht und sieht es als eine Art „Auferstehung“ seines Antiquariats an.
Willbrand beschreibt seine Lesegewohnheiten als eine Frage der Disziplin. Er zieht es vor, in der Stille der Nacht zu lesen, oft bis spät in die Nacht, um sich ganz auf die Werke zu konzentrieren. Diese Hingabe an die Literatur ist nicht nur eine persönliche Leidenschaft, sondern auch ein zentraler Bestandteil seiner Identität als Antiquar und Influencer.
Die Zukunft von Klaus Willbrand und seinem Antiquariat scheint gesichert, solange er weiterhin in der Lage ist, seine Leidenschaft für die Literatur mit einem breiteren Publikum zu teilen. Seine Videos sind nicht nur informativ, sondern auch inspirierend, und sie ermutigen viele, sich mit der Literatur auseinanderzusetzen. In einer Zeit, in der digitale Inhalte oft flüchtig sind, bietet Willbrand eine tiefere Verbindung zu den klassischen Texten, die viele als zeitlos empfinden.
Klaus Willbrand ist ein Beispiel dafür, wie das digitale Zeitalter auch für ältere Generationen neue Möglichkeiten eröffnet. Durch seine Videos hat er nicht nur sein Geschäft gerettet, sondern auch das Interesse an klassischer Literatur neu entfacht. Seine Geschichte zeigt, dass es nie zu spät ist, neue Wege zu gehen und die eigene Leidenschaft mit anderen zu teilen.
Die Informationen in diesem Artikel stammen aus verschiedenen Quellen, darunter:
https://www.zeit.de/news/2024-08/23/wie-ein-antiquar-mit-ueber-80-zum-tiktok-phaenomen-wurde
https://rp-online.de/kultur/wie-ein-antiquar-mit-ueber-80-zum-tiktok-phaenomen-wurde_bid-118146377
https://www.gn-online.de/panorama/wie-ein-antiquar-mit-ueber-80-zum-tiktok-phaenomen-wurde-548524.html
https://www.wz.de/kultur/wie-ein-antiquar-mit-ueber-80-zum-tiktok-phaenomen-wurde_bid-118146385
https://www.tageblatt.de/Nachrichten/Wie-ein-Antiquar-mit-ueber-80-zum-Tiktok-Phaenomen-wurde-596014.html