19.10.2024
Sicherheit statt Flexibilität: Deutsche Arbeitnehmende im Trend der Stabilität
In Deutschland zeichnet sich ein Trend ab, der in der Arbeitswelt für Aufmerksamkeit sorgt: Arbeitnehmende priorisieren zunehmend die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes über Flexibilität. Eine Studie des Dienstleistungsunternehmens Randstad Deutschland GmbH & Co. KG, bekannt als Randstad Arbeitsbarometer, liefert dazu aufschlussreiche Daten. Laut der Studie sind 38 Prozent der deutschen Arbeitnehmer besorgt um ihre Anstellung. Ein Jahr zuvor lag dieser Anteil noch bei 25 Prozent. Diese Sorge spiegelt sich in den Prioritäten der Beschäftigten wider: 91 Prozent räumen der Jobsicherheit einen hohen Stellenwert ein, nur knapp übertroffen vom Gehalt, das von 93 Prozent als wichtigstes Kriterium angesehen wird. Die Werte und der Purpose des Unternehmens finden sich hingegen auf dem letzten Platz der Prioritätenliste wieder und werden lediglich von 59 Prozent als entscheidend bewertet. Die erhöhte Verunsicherung äußert sich auch in der Bereitschaft, den Job zu kündigen. Während im Vorjahr noch nahezu die Hälfte der Befragten (49 Prozent) bereit war, eine Kündigung in Betracht zu ziehen, wenn sie sich an ihrem Arbeitsplatz nicht zugehörig fühlten, sind es aktuell lediglich 18 Prozent. Daraus lässt sich schließen, dass die Bedeutung des Wohlfühlens im Unternehmen zwar noch immer eine Rolle spielt, aber in unsicheren Zeiten an Gewicht verliert. Interessanterweise haben auch die Themen Work-Life-Balance und Homeoffice an Dringlichkeit verloren. Während früher 40 Prozent der Arbeitnehmenden einen Job abgelehnt hätten, der nicht genügend Flexibilität beim Arbeitsort bietet, sind es heute nur noch 34 Prozent. Ebenso ist der Anteil derjenigen, die ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben als Ausschlusskriterium für eine Stelle betrachten, von 61 auf 53 Prozent gesunken. Die gegenwärtige Entwicklung kommt Unternehmen in gewisser Weise entgegen, da diese nun verstärkt Präsenz am Arbeitsplatz fordern können, was 30 Prozent der Arbeitnehmenden bestätigen. Zugleich sehen sich Unternehmen jedoch mit einem Mangel an Bewerbern konfrontiert, wie eine andere Studie von Randstad, die ifo-Randstad-Personalleiterbefragung aus dem vierten Quartal 2023, zeigt. Insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung, Technik, Technologie sowie Computer & IT herrscht ein Defizit an qualifiziertem Personal. Hans Christian Bauer, Group Director Legal & Social Affairs bei Randstad Deutschland, betont, dass Unternehmen gerade in diesen Zeiten attraktive Angebote schaffen müssen, um Fachkräfte nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu halten. Hierbei spielen Sicherheit und ein angemessenes Gehalt eine wichtige Rolle. Das Randstad Arbeitsbarometer ist eine internationale Studie, die seit 2003 durchgeführt wird und 34 Märkte weltweit abdeckt. Die Befragung richtet sich an Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren, die mindestens 24 Stunden pro Woche einer bezahlten, nicht selbstständigen Tätigkeit nachgehen. Die Mindeststichprobengröße beträgt 800 Interviews pro Land. Die Ergebnisse des Randstad Arbeitsbarometers 2024 zeigen deutlich, dass deutsche Arbeitnehmende in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und konjunktureller Herausforderungen das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität in den Vordergrund stellen. Unternehmen sind gefordert, auf diese Bedürfnisse einzugehen und die Rahmenbedingungen für eine langfristige Bindung ihrer Mitarbeiter zu schaffen.
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