Der jüngste Raketenangriff des Iran auf Israel hat die Spannungen im Nahen Osten dramatisch erhöht und die Frage nach einer möglichen Eskalation des Konflikts aufgeworfen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, richtete Irans Präsident Massud Peseshkian nach dem Angriff eine klare Drohung an Israel, sollte das Land “den kleinsten Fehler begehen”. Peseshkian, der in Teheran eigentlich als Stimme der Zurückhaltung galt, argumentierte zuvor, Iran dürfe nicht in die Falle Netanjahus tappen, der die Islamische Republik in einen Krieg verwickeln wolle, an dem sich auch die USA beteiligen würden.
Der Angriff, der von der iranischen Führung als „Wahres Versprechen II“ bezeichnet wird, war eine Reaktion auf eine Reihe von Rückschlägen, die Irans Verbündete in der Region zuletzt erlitten hatten. Dazu zählen die Tötung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh in Teheran und der Tod des Hisbollah-Anführers Hassan Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff. Die Schwächung der Hisbollah, deren Raketen als eine Art vorgelagerte Verteidigungslinie für Iran gelten, wird in Teheran als direkter Schlag gewertet. „Ich habe Zweifel daran, dass die Hisbollah angesichts der drastisch dezimierten Führung, des ausgedünnten strategischen Arsenals und des militärischen Drucks durch Israel derzeit in der Lage wäre, solche komplexen Angriffe zu führen“, zitiert die F.A.Z. Fabian Hinz, Experte der Denkfabrik International Institute for Strategic Studies.
In Israel werden nun alle Optionen erwogen, um auf den iranischen Angriff zu reagieren. Neben Militärschlägen gegen iranische Einrichtungen wird auch über einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen spekuliert. Manche Kommentatoren sprechen von einer „goldenen Gelegenheit“, um Irans Atomprogramm zu stoppen. Andere fordern sogar einen Regimewechsel in Teheran. „Hizbullah und Hamas sind vorübergehend gelähmt und Iran steht ungeschützt da“, sagte der ehemalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett. „Israel hat die größte Chance seit fünfzig Jahren, das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern.“
US-Präsident Joe Biden hat sich gegen einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen ausgesprochen und Israel zu einer „verhältnismäßigen“ Vergeltung aufgerufen. In einem Kommentar in der F.A.Z. schreibt Nikolas Busse, dass Biden auf eine kontrollierte Eskalation hoffe, die Iraner aber nicht schonen wolle. „Teheran hat es weit getrieben mit seinen mittlerweile zwei massiven Angriffen auf Israel. Nur der guten Luftabwehr des Landes ist es zu verdanken, dass kaum Schaden entstand.“
Der Konflikt zwischen Israel und Iran hat sich seit dem 7. Oktober zu einem regionalen Krieg ausgeweitet, da Iran seine Verbündeten in der Region einsetzt, um Israel zu bekämpfen. Dies macht eine diplomatische Lösung des Konflikts zunehmend unwahrscheinlich.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat angekündigt, dass Iran für den Angriff bezahlen werde. Es bleibt abzuwarten, wie Israel auf den Angriff reagieren wird und ob die internationale Gemeinschaft in der Lage sein wird, eine weitere Eskalation des Konflikts zu verhindern.
Quellen:
