Um dem anhaltenden Personalmangel bei Lokführern entgegenzuwirken, plant die Bahn-Branche in Nordrhein-Westfalen eine deutliche Erhöhung der Ausbildungsplätze. Für das Jahr 2025 sollen 700 Ausbildungsplätze bereitgestellt werden, eine Steigerung um 55 Prozent gegenüber 2024 und mehr als das Dreifache im Vergleich zu 2023. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Personalengpass zu beheben, wie die Zeit berichtet (Zeit Online, 08.12.2024).
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Ziel sei es, dass Fahrgäste ab 2026 keine Zugausfälle aufgrund von Personalmangel mehr erleben müssten. Die Ausbildungsoffensive sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Neben der Instandsetzung der Infrastruktur sei die Qualifizierung von Fachkräften entscheidend für einen zuverlässigeren Schienennahverkehr.
Die Pünktlichkeit der Regional- und S-Bahnen in NRW hat in den letzten Jahren stark nachgelassen. Laut Qualitätsbericht Schienenverkehr fiel 2023 etwa jeder siebte Zug aus, oft wegen fehlender Lokführer. Die Ausbildung neuer Lokführer konnte lange Zeit nicht mit dem Bedarf mithalten. Auch nach dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 wird es auf einigen Strecken weiterhin personalbedingte Einschränkungen geben. Ähnliche Informationen veröffentlichte auch der Kölner Stadt-Anzeiger (Kölner Stadt-Anzeiger, 12.11.2024).
Seit fünf Jahren kooperieren elf Bahnunternehmen mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, um dem Personalmangel zu begegnen. In diesem Jahr begannen 450 Lokführer ihre Ausbildung, 350 davon in unternehmensübergreifenden Kursen der Initiative Fokus Bahn. Minister Krischer betonte den gelungenen Start, erachtet aber weitere Anstrengungen als notwendig. Man werbe gezielt auch Quereinsteiger an, die innerhalb eines Jahres qualifiziert werden können. Auch der WDR berichtete über den Fachkräftemangel und die Bemühungen der Landesregierung (WDR, 12.11.2024).
Joachim Künzel, Programmleiter von Fokus Bahn, sieht erste positive Entwicklungen. Die Anzahl der personalbedingten Zugausfälle sei 2024 erstmals seit Jahren leicht zurückgegangen. Besonders bei der DB Regio, dem größten Anbieter in NRW, habe sich die Personalsituation verbessert. Auch bei anderen Unternehmen sei der Tiefpunkt überwunden. Der Bedarf an neuen Mitarbeitern bleibe jedoch hoch. Jährlich gehen etwa fünf Prozent der 3.300 Lokführer in NRW in Rente, zusätzlich liegt die Fluktuation bei rund zehn Prozent. Neue Tarifverträge mit kürzerer Wochenarbeitszeit erhöhen den Bedarf zusätzlich. All dies müsse durch neue Fachkräfte ausgeglichen werden. Die Süddeutsche Zeitung berichtete bereits Anfang 2024 über die verstärkte Suche der Bahn-Branche nach neuen Lokführern (Süddeutsche Zeitung, 04.01.2024).
Das Land NRW hat in den vergangenen Jahren Millionen in die Lokführerausbildung investiert. Nun soll die Branche schrittweise wieder selbst die Verantwortung für die Personalplanung übernehmen. Für die nächsten zwei Jahre stellt das Land noch bis zu zehn Millionen Euro für das Aktionsprogramm Fokus Bahn zur Verfügung. Danach sollen die Bahnunternehmen die Ausbildung ohne staatliche Unterstützung finanzieren. Laut Künzel bestehe ein allgemeiner Konsens über die Notwendigkeit dieser Maßnahmen. Zugausfälle seien nicht nur ärgerlich für die Fahrgäste, sondern auch eine finanzielle Belastung für die Unternehmen. Auch das Mindener Tageblatt berichtete über die neuen Ausbildungsplätze (Mindener Tageblatt, 08.12.2024).
Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung. Sprecher Lothar Ebbers lobt die vielen richtigen Entscheidungen im Bereich der Personalgewinnung. Neben der Personalgewinnung bleibe die Sanierung des Schienennetzes eine wichtige Aufgabe, so Ebbers. Reisende müssten sich daher auch in den kommenden Jahren auf Einschränkungen einstellen. Weitere Informationen zu den Ausbildungsmaßnahmen sind auf der Webseite von Fokus Bahn NRW zu finden (Fokus Bahn NRW).