Geplante Einsparungen von rund 130 Millionen Euro, etwa 12 Prozent des Gesamtbudgets, im Berliner Kulturhaushalt für 2025 lösen heftige Proteste und Besorgnis in der Kulturszene aus. Wie der Tagesspiegel berichtet, fürchten zahlreiche Einrichtungen wie Theater, Museen und Opernhäuser um ihre Existenz und kritisieren die vom Senat geplanten „Rasenmäher-Kürzungen“. Die FAZ stellt die grundsätzliche Frage nach dem gesellschaftlichen Wert der Kunst, wenn sie derart drastischen Sparmaßnahmen ausgesetzt wird.
Die potenziellen Folgen der Kürzungen sind gravierend. Die Schaubühne sieht sich von Insolvenz bedroht, sollte sie die geforderten 1,8 Millionen Euro einsparen müssen. Das Berliner Ensemble erwägt die Streichung von Produktionen, und das Grips-Theater befürchtet den Verlust seines niederschwelligen Angebots für junge Menschen. Auch renommierte Häuser wie das Theater an der Parkaue, das Deutsche Theater, die Volksbühne und das HAU sehen ihre Arbeit massiv gefährdet. ver.di weist darauf hin, dass die Sparmaßnahmen nicht nur Berlin betreffen, sondern auch andere Städte wie München, Dresden und Hannover, wo ebenfalls Millionenbeträge im Kulturbereich eingespart werden sollen.
Die Sanierung der Komischen Oper wird verschoben, was die Verantwortlichen als „Skandal“ bewerten. Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt sieht seine Vision, klassische Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen, in Gefahr. Auch die Berliner Philharmoniker äußern Kritik an der Kurzfristigkeit der Maßnahmen. Selbst die Berlinale muss mit reduzierten Fördermitteln rechnen. Monopol Magazin berichtet, dass viele Institutionen noch auf die detaillierte Aufschlüsselung der Sparvorgaben der Kulturverwaltung warten. Besonders betroffen sind kleinere Kunsthäuser wie das ZK/U, Savvy Contemporary und Silent Green, die mit einer Halbierung ihrer Fördermittel konfrontiert sind. Elisa Georgi vom ZK/U, zitiert von Monopol Magazin, fragt, wer "verdient" habe, weniger stark gekürzt zu werden.
Berlins Kultursenator Joe Chialo steht unter starkem Druck. Er betont die Notwendigkeit der Sparmaßnahmen, verspricht aber gleichzeitig, Härten abzufedern und im Dialog mit den Kulturschaffenden zu bleiben. tip Berlin analysiert die komplexe Situation. Die Fixkosten der Kulturinstitutionen sind hoch, und Planungsprozesse benötigen lange Vorlaufzeiten. Die Autorin Stefanie Dörre plädiert für mehr Realismus in der Budgetplanung und appelliert an die Solidarität des Publikums, die Kultur durch verstärkten Besuch zu unterstützen. Sie unterstreicht die Bedeutung der Kultur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Berlins Ruf als Kulturmetropole. Auch ver.di fordert eine gerechte Kulturfinanzierung, die Mindeststandards für Angestellte und Basishonorare für Selbstständige garantiert. Die Gewerkschaftskampagne „Das ist Kunst, das kann nicht weg“ soll den politischen Druck erhöhen.
Die taz beleuchtet die Bedeutung von Kultur für Lebensqualität und individuelles Wohlbefinden. Die Autorin Simone Dede Ayivi beschreibt ihre persönlichen Erfahrungen mit Theater und Museen als Orte der Inspiration, des Trostes und der Selbstfindung. Sie warnt davor, dass die Kürzungen nicht nur die Vielfalt des kulturellen Angebots einschränken, sondern auch die Lebensqualität vieler Menschen negativ beeinflussen werden. SRF berichtet, dass von den Kürzungen vor allem die "personalintensiven Künste" wie Theater, Ballett und Oper betroffen sind. Der Kulturjournalist Tobi Müller merkt an, dass die hohen Fixkosten der Theater ein seit langem bekanntes Problem seien und Strukturreformen nun unumgänglich seien.
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