19.10.2024
Bierproduktion weltweit rückläufig - Hopfenmarkt übersättigt

Getränkeindustrie: Weniger Bier und deshalb zu viel Hopfen

Die weltweite Bierproduktion ist gesunken. Im vergangenen Jahr haben die Brauereien weltweit weniger Bier produziert - der Hopfen aber gedieh. Das verschärft die Überproduktion des Geschmacksträgers.

Laut dem alljährlichen Bericht des weltweit größten Hopfenhändlers Barth-Haas aus Nürnberg sank die weltweite Bierproduktion um fast ein Prozent auf 188 Milliarden Liter. Deutschland verteidigte seinen fünften Platz unter den Bierproduzenten, obwohl der hiesige Bierausstoß um 3,3 Prozent auf knapp 8,5 Milliarden Liter sank.

Während der Ausstoß in China leicht und in den USA deutlich zurückging, legten Brasilien und Mexiko sogar leicht zu. Für das laufende Jahr erwartet Barth-Haas keine größeren Änderungen beim Bierausstoß.

Der Hopfenmarkt hingegen ist nach einer starken Ernte (plus 11,5 Prozent nach schwachem Vorjahr) eher überversorgt. Als Folge werde die Anbaufläche reduziert, um sie dem gesunkenen Bedarf anzupassen, so Barth-Haas.

Ein Großteil des Rückgangs betreffe allerdings die USA, weshalb Deutschland im laufenden Jahr den Titel des nach Anbaufläche größten Hopfenproduzenten der Welt zurückerobere. Größere preisliche Auswirkungen auf das Bier dürften die Entwicklungen am Hopfenmarkt aber kaum haben: Die Kosten für die Zutat fallen angesichts ihres vergleichsweise kleinen Anteils kaum ins Gewicht.

Hopfen leidet unter dem Klimawandel

Hopfen leidet besonders stark unter dem Klimawandel. Brauer, Landwirte und Hopfenhändler arbeiten Hand in Hand, um die für den Geschmack des Bieres so wichtige Pflanze auch künftig nutzen zu können. Die Anpassung an die neuen Bedingungen soll nicht nur die Bierqualität sichern, sondern auch dazu beitragen, eine nachhaltige und widerstandsfähige Landwirtschaft zu fördern.

Die Hopfenernte lag vergangenes Jahr 20 Prozent unter dem Durchschnitt, sagt Walter König, Geschäftsführer der Gesellschaft für Hopfenforschung sowie des Bayerischen Brauerbundes. Noch schlechter war die Ernte im Vorjahr; mit 40 Prozent weniger Ertrag war sie eine Missernte für die Hopfenbauern.

„Man sieht, der Klimawandel hinterlässt deutliche Spuren beim Hopfen“, so König. Der Hopfen sei für Wetterkapriolen noch anfälliger als etwa die Braugerste, weil die Anbauregionen sehr konzentriert sind. Ein Drittel der Welthopfen-Ernte wächst in der Hallertau; wenn es dort zu trocken oder zu nass ist, hat das für Brauer auf der ganzen Welt Auswirkungen.

Deutschland muss bei Bewässerung aufholen

Um so eine Situation in Zukunft nicht wieder eintritt, setzt man in der Hallertau auf Bewässerung, berichtet König. Dazu wurde der „Bewässerungsverband Hallertau“ gegründet. „Es gibt schon kleine Bewässerungsverbände, wo das ganz gut funktioniert. Jetzt will man eine große Lösung über die ganze Hallertau“, erläutert König.

In Zeiten des Über- oder gar Hochwassers – wie aktuell – entnimmt man der Donau Wasser und speichert es in großen Rückhaltebecken. In Zeiten der Trockenheit bewässert man dann über Kanal- und Rohrleitungssysteme die Hopfengärten. „Das Projekt ist mit großen Investitionen verbunden – aber bei den Landwirten ist das Interesse hoch“, so König. Und auch die Politik unterstütze das Vorhaben.

In der Hallertau gibt es nur auf 20 Prozent der Gesamtanbaufläche Bewässerungsmöglichkeiten – das heißt, 80 Prozent sind in regenarmen Zeiten von Trockenheit betroffen. Im Vergleich mit anderen Hopfenbaunationen sei das eine sehr unterdurchschnittliche Bewässerungsrate, so König. Zum Vergleich: Der Hauptwettbewerber auf dem Weltmarkt, das Hopfenanbaugebiet im Yakima Valley im Staat Washington, kann sogar zu 100 Prozent bewässert werden.

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