19.10.2024
Chinas Billigimporte unter der Lupe: Wie Temu und Shein Europas Markt herausfordern

Billigplattformen - Temu, Shein & Co: Muss die Billigware aus China begrenzt werden?

Chinesische Onlinehändler wie Temu und Shein überschwemmen Europa mit günstiger Ware. Die Kritik an Qualität, Herkunft und Produktion der Ware ist groß. Zudem besteht der Verdacht, dass Steuern und Zölle umgangen werden.

Chinesische Online-Plattformen wie Temu und Shein haben in den letzten Jahren den europäischen Markt erobert. Sie bieten eine breite Palette an Produkten zu extrem niedrigen Preisen an, was sie besonders attraktiv für preisbewusste Verbraucher macht. Doch diese Billigware kommt nicht ohne Kontroversen.

Qualitäts- und Sicherheitsbedenken

Ein Hauptkritikpunkt an den chinesischen Billigplattformen ist die Qualität der angebotenen Produkte. Untersuchungen, wie die der Toy Industries of Europe, haben gezeigt, dass viele der getesteten Produkte von Temu und Shein nicht den europäischen Sicherheitsstandards entsprechen. Von 19 getesteten Spielzeugen entsprachen 18 nicht den Sicherheitsanforderungen und stellten ein erhebliches Risiko für Kinder dar. Die Gefahren reichten von chemischen Risiken bis hin zu mechanischen Risiken wie Ersticken und Schnittwunden.

Umgehung von Steuern und Zöllen

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Umgehung von Steuern und Zöllen. Aktuell sind Importe bis zu einem Warenwert von 150 Euro zollfrei, was es den Billiganbietern ermöglicht, ihre Waren massenhaft nach Europa zu verkaufen. Es wird vermutet, dass viele dieser Plattformen ihre Produkte absichtlich zu niedrig bewerten, um unter diesem Schwellenwert zu bleiben und somit Zollgebühren und Umsatzsteuer zu umgehen. Laut Schätzungen der EU-Kommission wurden bis zu 65 Prozent der als zollfrei eingeführten Waren mit einem zu niedrigen Wert angemeldet.

Regulierungsmaßnahmen der EU und der Bundesregierung

Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an einem Plan, um Zölle auf billige Produkte aus China zu erheben. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Flut von minderwertigen Waren aus Online-Shops wie Temu und Shein einzudämmen. Ein weiterer Vorschlag beinhaltet die obligatorische Registrierung von Mehrwertsteuerzahlungen für große Plattformen. Diese Bestimmungen sollen für alle Online-Händler gelten, die direkt an Kunden in der EU liefern, unabhängig von ihrem Standort.

Die Bundesregierung unterstützt diese Pläne und prüft, wie die eigenen hohen Standards für Produktsicherheit, Umwelt- und Verbraucherschutz sowie Zollvorgaben auch bei Plattformbetreibern außerhalb der EU konsequenter durchgesetzt werden können. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat signalisiert, dass Deutschland ein Ende der 150-Euro-Regelung auf europäischer Ebene unterstützen werde.

Reaktionen der Plattformen

Temu hat auf die Kritik reagiert und die fraglichen Produkte von seiner EU-Webseite entfernt. Vertreter des Unternehmens betonten, dass Produktsicherheit von höchster Bedeutung sei und die Überwachung dieser Produktgruppen verstärkt wurde. Auch AliExpress und Shein erklärten ihre Unterstützung für die geplanten Änderungen und betonten, dass sie sich weiterhin an die EU-Vorschriften halten würden.

Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit

Verbraucherschützer warnen, dass billiges Einkaufen auf einigen chinesischen Online-Shops teuer werden kann. Bei einem Warenwert ab 150 Euro fallen Zollgebühren an. Hinzu kommt eine Einfuhrumsatzsteuer. Werden Plagiate verschickt und entdeckt, könnten diese vom Zoll sogar vernichtet werden. Der Käufer haftet hier und muss sogar die Anwaltskosten des Markenrechteinhabers bezahlen.

Die Nachhaltigkeit ist ein weiteres großes Thema. Viele der billigen Produkte werden oft nur kurz genutzt und dann weggeworfen, was zu einer enormen Abfallmenge führt. Zudem wird die Ware einmal um den Globus geschickt, was die Umwelt zusätzlich belastet. Verbraucherschützer fordern daher, dass die Nachhaltigkeit bei Modeprodukten stärker in den Fokus gerückt wird.

Forderungen des Textilverbandes

Der Gesamtverband textil+mode (t+m) hat ein 7-Punkte-Sofortprogramm gegen asiatische Online-Plattformen wie Shein und Temu formuliert. Die Forderungen umfassen unter anderem:

- Beschleunigte Umsetzung der EU-Zollreform - Spezifische Maßnahmen gegen Ultra Fast Fashion - Einheitliche europäische Regelungen - Durchsetzung des geltenden Rechts - Verantwortlicher Vertreter in der EU - Regulatorische Anforderungen für Händler - Bewusstsein der Verbraucher stärken

Fazit

Die Diskussion um die Begrenzung der Billigware aus China ist komplex und vielschichtig. Auf der einen Seite stehen die attraktiven Preise und die breite Produktpalette, die Plattformen wie Temu und Shein bieten. Auf der anderen Seite gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit der Produkte sowie der Umgehung von Steuern und Zöllen. Es bleibt abzuwarten, wie die EU und die Bundesregierung auf diese Herausforderungen reagieren werden und ob die geplanten Maßnahmen tatsächlich zu einer faireren und sichereren Handelsumgebung führen können.

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