Rheinland-Pfalz setzt auf die enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft, insbesondere in den Bereichen Biotechnologie und Künstliche Intelligenz (KI). Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, wurde in Mainz die Plattform "BioVation RLP" ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit zwischen Akteuren der KI und Biotechnologie zu fördern. Ziel ist es, die drei Technologiestandorte Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen enger zu vernetzen und Synergien zu schaffen.
Die Initiative ist Teil der Strategie der Landesregierung, Rheinland-Pfalz als führenden Biotechnologie-Standort zu etablieren. Der Erfolg des Mainzer Unternehmens Biontech mit seinem Corona-Impfstoff hat dem Land einen deutlichen Schub in diesem Bereich gegeben. Eine Studie im Auftrag des Landes empfahl, die Expertise in Kaiserslautern im Bereich KI stärker mit der medizinischen Biotechnologie in Mainz zu verknüpfen. "BioVation RLP" soll diese Empfehlung nun umsetzen.
Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen bilden die Eckpfeiler des neuen Netzwerks. In Mainz sind neben Biontech die Johannes Gutenberg-Universität und das Forschungsinstitut Tron wichtige Akteure. Ein neuer Biotechnologie-Campus ist ebenfalls im Entstehen. Kaiserslautern beheimatet die Rheinland-Pfälzische Technische Universität (RPTU) und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). In Ludwigshafen engagiert sich der Chemiekonzern BASF in der industriellen Biotechnologie, und der US-Pharmakonzern Abbvie investiert ebenfalls dort. Ergänzt wird das Umfeld durch Unternehmen wie Boehringer Ingelheim und Eli Lilly, die in der Nähe der drei Zentren angesiedelt sind.
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) sieht in der Plattform einen "Booster" für die Biotechnologiebranche im Land. Sie betont die Bedeutung des Netzwerks nicht nur für große Unternehmen, sondern auch für mittelständische Betriebe und die Landwirtschaft. "BioVation RLP" soll den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis beschleunigen und Start-ups unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf der roten, weißen und grünen Biotechnologie, also der Anwendung in Medizin, Industrie und Landwirtschaft. KI soll als Katalysator für die Entwicklung in diesen Bereichen dienen.
Konkrete Bedarfe wurden bereits formuliert. Andreas Dengel, Geschäftsführer des DFKI, sieht den Bedarf an Investitionen in die technische Infrastruktur, beispielsweise in ein zentrales Rechenzentrum. Die datenintensive Forschung in der Biotechnologie erfordert leistungsstarke Hardware. Birgit Härtle vom Verein InnoNet HealthEconomy erhofft sich durch das Netzwerk die Vermeidung von Doppelstrukturen. Eva Wilke von BASF sieht die Skalierung von Projekten, also den Übergang vom Labor in die Produktion, als eine Herausforderung, die durch "BioVation RLP" angegangen werden kann.
Auch der Biotechnologie-Koordinator Eckhard Thines sieht die Notwendigkeit von Pilotierungsanlagen, um die Skalierung von Entwicklungen zu ermöglichen. Darüber hinaus besteht laut Thines weiterhin ein Mangel an Fachkräften im technischen Bereich. Er hofft, dass das Netzwerk auch zur Ausbildung von Laboranten und technischen Assistenten beiträgt.
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