Nach monatelangem Protest wurde das Camp von Tesla-Gegnern in Grünheide bei Berlin von der Polizei geräumt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, erfolgte die Auflösung der Versammlung am 19. November um 10:17 Uhr. Als Grund wurden Verstöße gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung genannt. Die etwa 20 Baumhäuser, die zum Symbol des Widerstands gegen das Tesla-Werk geworden waren, sollen ebenfalls entfernt werden. Der genaue Zeitpunkt und die Vorgehensweise sind jedoch noch unklar, unter anderem aufgrund möglicher Kampfmittel im Boden. Die Zeit berichtet ebenfalls über die Räumung des Camps und zitiert eine Aktivistin, die den Protest trotz der Räumung fortsetzen will (Zeit Online).
Der Tagesspiegel berichtet, dass die Räumung durch die notwendige Überprüfung des Geländes auf Kampfmittel ausgelöst wurde. Die Aktivisten weigerten sich, das Camp für die Sondierungen zu verlassen (Tagesspiegel). Einige kletterten auf Bäume und verschanzten sich in ihren Baumhäusern. Spezialkräfte der Polizei mussten die Aktivisten schließlich aus den Bäumen holen, was sich über Stunden hinzog und zu einer „zähen Hängepartie“ führte. Der Einsatz verlief laut Berichten weitgehend friedlich, es gab jedoch einige vorübergehende Ingewahrsamnahmen.
Die Tesla-Gegner kritisieren die Räumung als unverhältnismäßig. Wie die Rheinische Post und die Westdeutsche Zeitung berichten, äußerte eine Sprecherin von „Tesla stoppen“ ihren Unmut über die Auflösung des Camps. Die Gruppe will sich weiterhin gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes und die damit verbundene Rodung von Bäumen einsetzen (RP Online, WZ). Auch die Ressource Wasser sei ein Grund zur Sorge für die Aktivisten.
Die Polizei begründet ihr Vorgehen mit wiederholten Straftaten der Aktivisten, die darauf abgezielt hätten, weitere Sondierungen zu verhindern. Die Gemeinde Grünheide hatte die Untersuchung des Geländes auf Kampfmittel veranlasst. Bereits vor Monaten waren auf der geplanten Erweiterungsfläche zwei Weltkriegsbomben gefunden und entschärft worden. Für die Erweiterung des Werksgeländes muss Tesla noch ein Waldstück vom Land Brandenburg erwerben. Die Verhandlungen dazu laufen laut dem Umwelt- und Forstministerium in Potsdam noch.
Im Brandenburger Landtag stößt die Auflösung des Camps auf Zustimmung. Der SPD-Fraktionschef Daniel Keller betonte die Notwendigkeit, Recht und Ordnung durchzusetzen, während der CDU-Landtagsfraktionschef Jan Redmann den Aktivisten vorwarf, den „Pfad der Kooperation verlassen“ zu haben. Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, haben Tesla-Gegner bereits einen „Waldspaziergang“ für Samstag in Grünheide angekündigt (Mitteldeutsche Zeitung).
Der Polizeieinsatz in Grünheide ist nicht mit der Räumung des Hambacher Forsts 2018 vergleichbar. Damals kam es zu einem Großeinsatz mit Wasserwerfern und schwerem Gerät, der sich über Wochen hinzog. Ein Mann starb während der Räumung. Die shz berichtet, dass der Einsatz in Grünheide deutlich kleiner und friedlicher verlief (shz).
Das Tageblatt betont, dass der Protest gegen das Tesla-Werk, das aufgrund seiner kurzen Genehmigungs- und Bauzeit als Vorzeigeprojekt der Landesregierung gilt, trotz der Räumung des Camps weitergehen soll (Tageblatt). Die Aktivisten sehen die Profite von Tesla als zu hoch priorisiert durch die Politik an.
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