Nach der Beschädigung von zwei Kommunikationskabeln in der Ostsee haben schwedische Behörden Ermittlungen wegen des Verdachts der Sabotage eingeleitet. Wie die schwedische Polizei und Staatsanwalt Henrik Söderman mitteilten, wird der Tatbestand vorläufig als Sabotage eingestuft, wobei sich dies im Laufe der Ermittlungen noch ändern könnte. Die Ermittlungen befinden sich, so Söderman, noch in einem frühen Stadium. Weitere Informationen wurden zunächst nicht veröffentlicht.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte bereits am Morgen den Verdacht der Sabotage geäußert, wie die Zeit berichtet (https://www.zeit.de/news/2024-11/19/pistorius-zu-ostsee-kabel-muessen-von-sabotage-ausgehen). „Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind“, sagte der SPD-Politiker in Brüssel. Auch wenn es bislang keine Beweise gebe, müsse man von Sabotage ausgehen. Diese Vermutung wird nun durch die Einleitung der Ermittlungen durch die schwedischen Behörden untermauert.
Indizien deuten laut dem schwedischen Minister für Zivilverteidigung, Carl-Oskar Bohlin, auf verdächtige Schiffsbewegungen in der Region hin, die zeitlich und räumlich mit den Vorfällen übereinstimmen. Bohlin äußerte sich gegenüber dem Sender TV4. Der schwedische Rundfunksender SVT berichtet, dass ein chinesisches Schiff, das die Kabel auf dem Weg von einem russischen Ölhafen passiert haben soll, besonders im Fokus der Ermittlungen steht.
Eines der beschädigten Kabel, C-Lion1, verbindet Helsinki und Rostock und ist 1.173 Kilometer lang. Das finnische Unternehmen Cinia, Betreiber des Kabels, stellte den Defekt am Montag fest. Die Leitung, die 2016 in Betrieb genommen wurde, dient als wichtige Datenverbindung zwischen Mittel- und Nordeuropa und verläuft teilweise entlang der Route der 2022 zerstörten Nord-Stream-Pipelines. Cinia vermutet, dass das Kabel am Meeresgrund durch äußere Einwirkung, beispielsweise durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz, beschädigt wurde. Ob dies vorsätzlich geschah, ist noch unklar. Finnische Internetnutzer sollen laut der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde bislang keine größeren Beeinträchtigungen erfahren haben. Die Reparatur des Kabels wird voraussichtlich 5 bis 15 Tage dauern.
Auch ein zweites Datenkabel, das Arelion-Kommunikationskabel zwischen Gotland und Litauen, wurde am Sonntag beschädigt. Die Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius untersucht den Vorfall. Das Kabel ist älter und hatte in der Vergangenheit bereits Ausfälle, die meist mit Schifffahrtsfehlern zusammenhingen. Der Verdacht auf Sabotage wird durch die Tatsache verstärkt, dass sich die beiden beschädigten Kabel östlich von Gotland kreuzen. Der designierte litauische Regierungschef Gintautas Paluckas schloss Sabotage nicht aus und verwies auf frühere Warnsignale.
Kritische Infrastruktur in der Ostsee ist seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit und der Nato. Im Herbst 2023 wurde die Ostsee-Pipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland beschädigt, wobei auch ein Datenkabel in Mitleidenschaft gezogen wurde. Finnische Ermittler machten damals den Anker eines chinesischen Containerschiffs für den Vorfall verantwortlich. Ob es sich um einen Unfall oder Sabotage handelte, ist bis heute ungeklärt.
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