Jahre nach dem historischen Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland reflektiert Joachim Löw seine damalige Entscheidung, im Amt zu bleiben. Wie die FAZ berichtet, räumt der ehemalige Bundestrainer nun ein, dass dies ein Fehler gewesen sei. Im SWR-Fernsehen sagte Löw: „Ja, auf jeden Fall. Das war sicherlich ein Fehler. Nach so einer Geschichte hätte ich sagen müssen, ich mache den Weg frei. Jetzt müssen neue Impulse her, ein paar neue Ideen, ein neuer Trainer. Das wäre sicherlich besser gewesen.“
Der WM-Titel 2014 in Brasilien war der Höhepunkt von Löws Trainerkarriere. Das darauffolgende Turnier in Russland markierte jedoch einen tiefen Fall. Deutschland schied erstmals in der Ära Löw in der Vorrunde aus. Trotz des Debakels entschieden sich Löw und der damalige Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff gegen einen Rücktritt. Sie fühlten sich verantwortlich, „den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen“, wie Löw im SWR-Interview erklärte. Rückblickend betrachtet, sei diese Entscheidung jedoch falsch gewesen, so Löw. Der richtige Zeitpunkt für einen Rücktritt wäre spätestens 2018 gewesen.
Wie verschiedene Medien, darunter Spiegel Online und t-online, berichten, führte Löw die Nationalmannschaft anschließend noch zur Europameisterschaft 2021, die aufgrund der Corona-Pandemie verschoben worden war. Auch dieses Turnier endete mit einer Enttäuschung: Deutschland schied im Achtelfinale gegen England aus. Erst danach folgte das endgültige Ende der Ära Löw auf der DFB-Trainerbank.
Löw blickt aber nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Er schließt eine Rückkehr ins Trainergeschäft nicht aus. Wie die FAZ berichtet, könne er sich vorstellen, erneut einen Nationaltrainerposten zu übernehmen, wenn ihn die Aufgabe „absolut und leidenschaftlich“ packe und er sie als spannend empfinde. Ein Engagement als Bundesliga-Trainer schloss er jedoch aus.
Mit Interesse verfolgt Löw die Karriere seines ehemaligen Co-Trainers Hansi Flick beim FC Barcelona. Löw lobte Flicks offensive Denkweise und seinen Mut, und betonte, dass er ideal zu Barcelona passe, einem Verein mit einer „unglaublichen Philosophie“, wie er gegenüber der FAZ äußerte.
Die späte Einsicht Löws wirft ein neues Licht auf die turbulenten Jahre nach dem WM-Triumph 2014. Die Entscheidung, trotz des Vorrunden-Aus in Russland im Amt zu bleiben, prägt die Wahrnehmung seiner langen und erfolgreichen, aber letztlich auch von Misserfolgen gezeichneten Amtszeit.
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