Die Führungsspitze der SPD möchte die Diskussionen um die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz rasch beenden. Wie die Zeit berichtet, drängt Parteichef Lars Klingbeil auf eine baldige Festlegung des weiteren Vorgehens im Bundestagswahlkampf. In einem ARD-Interview betonte er die Notwendigkeit von Klarheit und bekräftigte den Wunsch der Parteiführung, mit Scholz in den Wahlkampf zu ziehen. Diese Position werde von allen Verantwortlichen in der Parteispitze geteilt.
Die Debatte hatte zuvor an Intensität gewonnen. Auslöser waren nicht nur kritische Stimmen aus der Parteibasis, sondern auch die öffentliche Unterstützung zweier Bundestagsabgeordneter für eine Kanzlerkandidatur von Verteidigungsminister Boris Pistorius. Obwohl die SPD-Spitze Scholz wiederholt ihre Unterstützung zugesichert hatte, verzichtete sie nach der Entscheidung für Neuwahlen zunächst auf eine offizielle Nominierung, was die Diskussionen erst ermöglichte.
Klingbeil räumte in der ARD-Sendung „Caren Miosga“ ein, dass es innerhalb der Partei durchaus Unmut über Scholz gebe. Er bezweifle jedoch, dass ein frühzeitiger Vorstandsbeschluss die Diskussion hätte unterbinden können. Entscheidend sei die klare Positionierung der Verantwortlichen. Nun gelte es, die Wahlkampfstrategie auszuarbeiten. Für den 30. November ist in Berlin eine „Wahlsiegkonferenz“ geplant, bei der der Kanzlerkandidat seinen ersten großen Auftritt haben soll.
Mehrere SPD-Bundestagsabgeordnete fordern ebenfalls eine schnelle Entscheidung der Parteispitze für Scholz. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Bernd Westphal, betonte gegenüber dem Stern die erfolgreiche Krisenbewältigung des Kanzlers und riet der Partei zu Geschlossenheit im Wahlkampf mit Scholz. Ähnlich äußerte sich der Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Andreas Rimkus gegenüber dem Stern. Er sehe in Scholz den natürlichen Kanzlerkandidaten und plädierte für eine offizielle Bestätigung. Auch Holger Mann, Vorsitzender der SPD-Landesgruppe Sachsen, sprach sich im Stern für Scholz aus und mahnte zur Konzentration auf den anstehenden Wahlkampf. Der Bochumer Abgeordnete Axel Schäfer drängte die Parteiführung ebenfalls zu einem zügigen Beschluss.
Verteidigungsminister Pistorius stellte sich am Sonntag erneut hinter Scholz. In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ lobte er die Führungsqualitäten des Kanzlers in einer schwierigen Zeit. Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur liege letztendlich bei der Partei, die spätestens auf dem Parteitag am 11. Januar darüber abstimmen werde. Pistorius zeigte sich jedoch überzeugt, dass Scholz nominiert werden wird. Priorität habe nun ein gutes Ergebnis bei der Neuwahl am 23. Februar. Dies sei nur mit Geschlossenheit, klaren Zielen und einer eindeutigen Sprache zu erreichen, so Pistorius.
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