September 10, 2024
Bund leitet schrittweisen Ausstieg aus der Commerzbank ein

Staatsausstieg: Bund beginnt mit Verkauf von Commerzbank-Aktien

Der deutsche Staat hat am 10. September 2024 offiziell mit dem Verkauf seiner Anteile an der Commerzbank begonnen. Die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland gab bekannt, dass im Rahmen eines beschleunigten Platzierungsverfahrens rund 53,1 Millionen Aktien an institutionelle Investoren verkauft werden. Dies führt zu einem Rückgang des staatlichen Anteils an der Commerzbank von etwa 16,5 Prozent auf 12 Prozent. Der Wert des zum Verkauf stehenden Aktienpakets beläuft sich auf etwa 670 Millionen Euro, basierend auf dem Schlusskurs vom Vortag. Allerdings sind bei solchen Platzierungen üblicherweise Abschläge zu erwarten.

Die Commerzbank, die während der globalen Finanzkrise 2008 und 2009 mit erheblichen staatlichen Mitteln gerettet wurde, hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Wende vollzogen. Vorstandschef Manfred Knof, der seit 2021 im Amt ist, hat einen strengen Sparkurs eingeführt und den Umbau der Bank vorangetrieben. Dies umfasste die Reduzierung von Tausenden von Arbeitsplätzen und die deutliche Verkleinerung des Filialnetzes. Diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass die Commerzbank im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von rund 2,2 Milliarden Euro erzielen konnte, was sie zu einer der führenden Banken in Europa macht.

Aufsichtsratsvorsitzender Jens Weidmann äußerte sich positiv über die Leistungen von Knof und betonte, dass die Commerzbank ohne seine klare Führung nicht so relevant im europäischen Bankensektor wäre. Weidmann hob hervor, dass Knof das Geschäftsmodell der Bank erfolgreich fokussiert und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet hat.

Mit dem aktuellen Verkauf von Aktien setzt der Bund seine Strategie fort, sich schrittweise aus der teilverstaatlichten Bank zurückzuziehen. Dies war bereits vor einigen Tagen angekündigt worden. Der Staat bleibt jedoch auch nach dem Verkauf der Anteile der größte Einzelaktionär der Commerzbank. Für die nächsten 90 Tage sind keine weiteren Verkäufe von Commerzbank-Papieren vorgesehen, abgesehen von bestimmten Ausnahmen, wie die Finanzagentur mitteilte.

Die Commerzbank war während der Finanzkrise 2008 in Schwierigkeiten geraten und erhielt vom Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) Kapitalhilfen in Höhe von 18,2 Milliarden Euro. Bislang wurden etwa 13,15 Milliarden Euro dieser Hilfen zurückgezahlt. Der schrittweise Ausstieg des Staates aus der Commerzbank ist ein wichtiger Schritt in der Rückkehr zur Normalität im deutschen Bankensektor.

In Bezug auf die zukünftige Führung der Commerzbank wurde bekannt, dass Manfred Knof seinen Vertrag, der bis Ende 2025 läuft, nicht verlängern wird. Dies hat bereits Spekulationen über mögliche Nachfolger ausgelöst. Als favorisierte Kandidatin gilt die Finanzchefin der Commerzbank, Bettina Orlopp, die bereits seit einiger Zeit Ambitionen auf den Vorstandsvorsitz hegt. Zwischen Knof und Orlopp gab es jedoch in den letzten Wochen Berichte über Differenzen, die die Nachfolgefrage zusätzlich komplizieren könnten.

Die Commerzbank hat sich in den letzten Jahren stark verändert und ist nun besser aufgestellt, um den Herausforderungen des Marktes zu begegnen. Der aktuelle Schritt des Bundes, seine Anteile zu verkaufen, ist ein weiterer Indikator für das Vertrauen in die Stabilität und Zukunft der Bank. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Commerzbank unter neuer Führung weiterentwickelt und welche strategischen Entscheidungen getroffen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Bankensektor zu sichern.

Die Entwicklungen rund um den Verkauf der Commerzbank-Aktien und die Veränderungen in der Unternehmensführung werden von Analysten und Investoren aufmerksam verfolgt. Der Markt wird gespannt darauf reagieren, wie sich die Commerzbank in der nächsten Phase ihrer Transformation positionieren wird.

Quellen: ZEIT ONLINE, Handelsblatt, Goslarsche Zeitung.

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