19.10.2024
Cannabis im Fokus: Der Kampf um Anbau und Legalisierung in Aschheim

Drogen: Willkommen in (H)Aschheim - Club kämpft um Cannabis-Anbau

Der kleine Ort Aschheim, gelegen in der Nähe von München, hat sich in den letzten Monaten einen neuen Namen verdient: Haschheim. Dies ist vor allem dem Engagement von Wenzel Cerveny, dem Vorsitzenden des "Chillout Clubs", zu verdanken. Cerveny kämpft mit viel Energie und einem Hauch von Freude für das Recht, Cannabis im größeren Stil für die Mitglieder seines Clubs anzubauen. Seine Bestrebungen haben nicht nur in Deutschland, sondern auch darüber hinaus für Aufsehen gesorgt.

Die Herausforderungen des Cannabis-Anbaus

In den Lagerräumen des von Cerveny gegründeten Supermarktes, der sich auf Hanfprodukte spezialisiert hat, wachsen bereits zahlreiche Pflanzen. Die Versorgung der rund 120 Mitglieder könnte theoretisch bald gesichert sein, wenn nicht die Gemeinde Aschheim einen Spielplatz in unmittelbarer Nähe des Marktes errichtet hätte. Dieser Spielplatz, der als "Rathaus-Spielplatz" klassifiziert wurde, liegt innerhalb eines 200-Meter-Radius um den Markt, was den Anbau von Cannabis in dieser Zone verbietet.

Der Gemeinderat hat im Frühjahr beschlossen, den Cannabis-Club mit allen Mitteln zu verhindern. Christian Schürer, der Geschäftsleiter der Gemeinde, bezeichnete den Club zuvor als "Negativeinrichtung". Diese Sichtweise stößt bei Cerveny auf Unverständnis. Er kritisiert, dass der Spielplatz nur aus Angst von einigen Anwohnern errichtet wurde, die befürchten, dass die Drogenszene vom Frankfurter Hauptbahnhof nach Aschheim umziehen könnte. Cerveny sieht den Spielplatz als absurd an und kämpft sowohl gegen die Genehmigung für den Spielplatz als auch um die Erlaubnis für seinen Chillout Club.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen

In Deutschland wurden bislang über 280 Anträge für Cannabis-Anbauvereinigungen gestellt. Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur wurden bundesweit lediglich 14 Erlaubnisse erteilt, wobei 11 davon in Niedersachsen liegen. In Bayern, wo Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt hat, es Kiffern so schwer wie möglich zu machen, wurde von 24 Anträgen bislang kein einziger genehmigt.

Mit der Einführung der zweiten Stufe der Cannabis-Legalisierung am 1. Juli können nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen mit bis zu 500 Mitgliedern eine Erlaubnis beantragen. In diesen Clubs dürfen Erwachsene Cannabis gemeinsam anbauen und untereinander für den Eigenbedarf abgeben.

Die Mitglieder des Chillout Clubs

Die Mitglieder von Cerveny's Club sind vor allem "Babyboomer", viele von ihnen über 50 Jahre alt und leiden unter chronischen Schmerzen. Cerveny äußert sich kritisch über die Politik von Söder und fordert eine pragmatische Herangehensweise. Um die Bedürfnisse seiner Mitglieder zu erfüllen, plant er, Container für den Anbau zu nutzen, falls er keine Genehmigung für den Anbau im Bioladen erhält.

Innovative Anbautechniken

Bereits einen Container hat Cerveny aufgestellt, der nach eigenen Angaben 100.000 Euro gekostet hat. In diesem Container haben bis zu 6000 Stecklinge Platz. Die Belüftung, Luftfeuchtigkeit, Düngung und Bewässerung werden durch moderne Technik gesteuert. Bei unzureichender Wasserversorgung erhält Cerveny eine Warnung auf sein Mobiltelefon.

Das computergesteuerte System erfüllt alle Sicherheitsvorkehrungen, einschließlich Sicht- und Diebstahlschutz. Zudem wird der charakteristische Geruch der Pflanzen durch Filtersysteme minimiert. Cerveny hat bereits zahlreiche Angebote von Aschheimern erhalten, die bereit sind, die Container auf ihren Gewerbegrundstücken aufzustellen. Er hat auch Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) eingeladen, um ihr das System vorzuführen, und hofft, dass auch Ministerpräsident Söder Interesse zeigt.

Die Reaktion der Gemeinde

Im Aschheimer Rathaus wird der Vorschlag, Container für den Anbau zu nutzen, bislang gelassen aufgenommen. Schürer, der Geschäftsleiter der Gemeinde, gibt an, dass er von der Container-Idee nur aus den Medien erfahren habe. Cerveny ist jedoch optimistisch und glaubt, dass gegen die Container rechtlich nichts unternommen werden kann.

Fazit

Die Situation rund um den Cannabis-Anbau in Aschheim verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Cannabisclubs in Deutschland konfrontiert sind. Trotz der gesetzlichen Erlaubnis für den Anbau kämpfen viele Clubs um die Genehmigungen, die für ihre Existenz notwendig sind. Wenzel Cerveny und sein Chillout Club sind ein Beispiel für den Widerstand und die Innovationskraft, die in dieser neuen Ära der Cannabis-Legalisierung in Deutschland zu beobachten sind.

Die Entwicklungen in Aschheim könnten wegweisend für ähnliche Initiativen in anderen Regionen Deutschlands sein, während die Diskussion um die Legalisierung und den verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis weitergeht.

Quellen: dpa, Zeit Online

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