Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Cybermobbing betroffen. Wie die „Zeit“ unter Berufung auf die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sind fast 20 Prozent aller Schülerinnen und Schüler bereits mindestens einmal Opfer von Cybermobbing geworden. Dies entspricht mehr als zwei Millionen Kindern und Jugendlichen. Die Zahlen stammen aus der aktuellen „Cyberlife“-Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing, die in Kooperation mit der Barmer Krankenkasse durchgeführt und in Berlin vorgestellt wurde.
Im Vergleich zur vorherigen Studie aus dem Jahr 2022 ist der Anteil der Betroffenen um 1,8 Prozentpunkte gestiegen. Noch alarmierender ist der Vergleich zum Jahr 2017: Damals gaben lediglich 12,7 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler an, Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht zu haben. Die Ergebnisse der Studie deuten auf eine deutliche Verschärfung des Problems hin.
Das Bundesjugendministerium definiert Cybermobbing als „Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien“. Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses gegen Cybermobbing, zeigte sich besorgt über die Entwicklung und forderte ein entschlossenes Handeln der Politik. Seiner Ansicht nach werden die gesellschaftlichen Auswirkungen von Cybermobbing noch immer unterschätzt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Eltern mit der Situation häufig überfordert sind, Lehrkräfte nicht ausreichend auf die Herausforderungen des Cybermobbings vorbereitet sind und Schulen zu zögerlich reagieren.
Die aktuelle „Cyberlife“-Studie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung, die zwischen Mai und Juni dieses Jahres in allen Bundesländern durchgeführt wurde. Befragt wurden 4.213 Schülerinnen und Schüler, 637 Lehrerinnen und Lehrer sowie 1.061 Erziehungsberechtigte.
Besonders alarmierend sind die psychischen Folgen von Cybermobbing. 13 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, aus Verzweiflung bereits zu Alkohol, Tabletten oder Drogen gegriffen zu haben. Mehr als jeder vierte Betroffene (26 Prozent) äußerte Suizidgedanken. Laut Leest entspricht dies einer erschreckend hohen Zahl von mehr als 500.000 Schülern.
Das Bündnis gegen Cybermobbing fordert daher, bereits in der Grundschule mit der Präventionsarbeit zu beginnen. Neben einer besseren Ausbildung von Lehrkräften brauche es auch mehr Anlaufstellen für Betroffene. Zudem müsse die Politik endlich ein Gesetz zum Schutz vor Cybermobbing beschließen. Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich und Österreich existiert ein solches Gesetz in Deutschland bislang nicht.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/23/studie-fast-ein-fuenftel-der-schueler-opfer-von-cybermobbing