Am Dienstag, den 3. Dezember 2024, hat der deutsche Leitindex DAX zum ersten Mal in seiner Geschichte die Marke von 20.000 Punkten durchbrochen und im Tagesverlauf sogar 20.038 Punkte erreicht (Tagesschau). Dieser Rekordstand überrascht angesichts der aktuellen Rezession der deutschen Wirtschaft. Verschiedene Medien, darunter die F.A.Z., der Kölner Stadt-Anzeiger und das Handelsblatt, analysieren die Gründe für diese scheinbar widersprüchliche Entwicklung.
Ein wesentlicher Faktor ist die internationale Ausrichtung der im DAX gelisteten Unternehmen. Wie der Merkur unter Berufung auf DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater erklärt, generieren die 40 DAX-Konzerne einen erheblichen Teil ihrer Umsätze im Ausland, wo das Wirtschaftswachstum robuster verläuft als in Deutschland. Profitieren können sie demnach von der positiven Konjunkturentwicklung in den USA und China, aber auch innerhalb Europas von Ländern wie Frankreich und Spanien.
Die F.A.Z. betont den moderaten Anstieg des DAX am Dienstag, bei dem kein einzelner Wert besonders hervorgestochen ist. Dies spricht für eine breit gefächerte positive Entwicklung innerhalb des Index. Trotz der allgemeinen Wirtschaftsschwäche verzeichnen einige DAX-Konzerne aktuell große Erfolge. So melden Versicherer wie Allianz und Munich Re Rekordgewinne, ebenso der Industriekonzern Siemens. Banken profitieren von den gestiegenen Zinsen, und die SAP-Aktie erreichte kürzlich ein Rekordhoch.
Die Erwartung sinkender Leitzinsen sowohl der US-Notenbank Fed als auch der Europäischen Zentralbank (EZB) (Tagesschau) trägt ebenfalls zum DAX-Aufschwung bei. Sinkende Zinsen machen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren attraktiver und erleichtern Unternehmen die Finanzierung von Investitionen.
Auch der Wahlsieg von Donald Trump in den USA wirkt sich positiv auf den DAX aus. Wie der Merkur berichtet, beflügelte Trumps Wahlsieg die US-Börsen, was sich nun auch auf den deutschen Aktienmarkt überträgt. Die von Trump in Aussicht gestellten Steuersenkungen, Deregulierungen und Importzölle könnten die US-Wirtschaft ankurbeln, wovon auch deutsche Unternehmen profitieren könnten.
Procontra Online verweist zusätzlich auf die traditionell starke Jahresendrally als einen weiteren Grund für den Rekordstand des DAX. Anleger versuchen, von den typischerweise steigenden Kursen zum Jahresende zu profitieren.
Trotz der aktuellen Euphorie bestehen Risiken für den DAX im kommenden Jahr. Die F.A.Z. nennt die Bundestagswahl im Februar 2025 als Unsicherheitsfaktor. Bis eine neue Regierung gebildet ist und Wirtschaftsreformen umsetzen kann, könnte einige Zeit vergehen. Auch drohende Handelskonflikte, insbesondere durch die von Trump angekündigten Zölle, könnten die exportorientierte deutsche Wirtschaft belasten.
Zusammenfassend lässt sich der DAX-Rekord inmitten der deutschen Rezession durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren erklären: die globale Ausrichtung der DAX-Konzerne, die Erwartung sinkender Zinsen, der Wahlsieg von Donald Trump in den USA und die Jahresendrally. Trotz der positiven Entwicklung bleiben Risiken, insbesondere die Bundestagswahl und mögliche Handelskonflikte.
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