35 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer sieht die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Marianne Birthler neue Herausforderungen für die Demokratie. Wie die Zeit berichtet, warnte Birthler in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor einer wachsenden Bedrohung der demokratischen Werte. „Ich meine nicht die Mauern zwischen links und rechts, Ost und West oder oben und unten“, so Birthler, „sondern die Mauer zwischen denjenigen, die die Demokratie verteidigen, und denen, die sie abschaffen wollen.“ Diese Entwicklung beschäftige sie sowohl in Deutschland als auch weltweit.
Birthler, die einst die Stasi-Unterlagen-Behörde leitete, erinnert sich an die Euphorie und den Traum von Freiheit und Demokratie nach dem Mauerfall. Doch diese Euphorie scheint bei vielen verflogen. „Freiheit ist unbequem, sie macht manchen Angst“, erklärt Birthler gegenüber der dpa. Dies mache Menschen anfällig für vereinfachende Lösungen und populistische Rhetorik. Um die Demokratie zu schützen, sei die Politik gefordert, gute Arbeit zu leisten und als Vorbild zu dienen, insbesondere in ihrer Kommunikation. Auch die Medien trügen eine Verantwortung, so Birthler.
Auch Frank Ebert, der Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur des Landes Berlin, teilt Birthlers Sorgen. Gegenüber der dpa betonte er die Bedeutung der demokratischen Institutionen, die es zu verteidigen gelte. „Wir leben im freiesten Land der Welt, das ist manchen offensichtlich nicht mehr ganz klar“, so Ebert. Er warnt vor einem Abgleiten in eine autokratische Richtung und der Sehnsucht nach einem „großen Führer“, der einfache Lösungen verspricht.
Birthler und Ebert trafen sich anlässlich der Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Bürgerrechtlern aus anderen Staaten am Brandenburger Tor. Die Veranstaltung bot den Rahmen für einen Rückblick auf die historische Bedeutung des Mauerfalls und eine Diskussion über die aktuellen Herausforderungen für die Demokratie.
Die Mahnungen von Birthler und Ebert unterstreichen die Notwendigkeit einer aktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und einer fortwährenden Verteidigung der demokratischen Werte. Die Erinnerung an den Mauerfall und die friedliche Revolution in der DDR dient als Mahnung, die Errungenschaften der Demokratie nicht als selbstverständlich hinzunehmen.
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