19.11.2024
Deutsche Schafwolle: Zwischen Absatzkrise und Innovationspotenzial

Deutsche Schafwolle: Ein Rohstoff auf der Suche nach seiner Nische

Die Wolle deutscher Schafe steht vor einem Absatzproblem. Wie die Zeit berichtet, suchen Schäfer, insbesondere in Thüringen, händeringend nach Vermarktungsmöglichkeiten für das Naturprodukt. Uwe Erl, Zuchtleiter des Landesverbands Thüringer Schafzüchter, schildert die Situation: Betriebe hätten ihre Wolle im Frühjahr und Sommer kostenlos abgegeben, um Lagerplatz zu schaffen. Die Kosten für Schafscherer und Lagerung mussten dennoch getragen werden. Die Situation ist prekär, da deutsche Schafwolle auf dem Weltmarkt kaum konkurrenzfähig ist.

Stefanie Schröter, Projektleiterin bei der Naturstiftung David, bestätigt diese Einschätzung. Wie auch die Süddeutsche Zeitung berichtet, spielt deutsche Wolle seit der Corona-Pandemie international kaum noch eine Rolle. Der Export, so Schröter, sei quasi zusammengebrochen. Ein Grund dafür ist die im Vergleich zu australischer Wolle geringere Feinheit. Dennoch sieht Schröter in der deutschen Schafwolle großes Potenzial als Rohstoff.

Die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) setzt auf Vernetzung und veranstaltet im Dezember einen Schafwollkonvent, um Erzeuger, Verarbeiter und Verbraucher zusammenzubringen, wie Schafzucht-online berichtet. Das Ziel ist es, neue Absatzmöglichkeiten für die deutsche Wolle zu erschließen.

Schröter nennt verschiedene Verwendungsmöglichkeiten: Wollpellets als Dünger, Vliese und Matten, Ersatz von Kunststoffen in der Forstwirtschaft (z.B. als Verbissschutz für junge Bäume oder als verrottbare Pflanztöpfchen), Dämmmaterial, Schallschutz und natürlich Kleidung. Um den Kratzfaktor zu reduzieren, könnte die Wolle entsprechend bearbeitet werden.

Ein großes Hindernis ist die fehlende Infrastruktur zur Wollverarbeitung in Deutschland. Strenge Transportvorschriften für unverarbeitete tierische Nebenprodukte machen den Transport ins Ausland, selbst für die Reinigung, teuer. Der Aufbau eines nationalen Netzwerks aus Schäfereien, Wollproduzenten und Verarbeitern ist daher unerlässlich. Erl hofft auf ein Umdenken, bei dem Regionalität und Nachhaltigkeit in den Vordergrund rücken.

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