19.10.2024
Deutsche Wirtschaft im Sinkflug: Rückgang der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2023
Im vierten Quartal 2023 verzeichnete die deutsche Wirtschaft einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sank das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Quartal. Preis- und kalenderbereinigt ergibt sich ein Minus von 0,2 Prozent gegenüber dem vierten Quartal des Vorjahres. Dieser Rückgang markiert eine Abschwächung der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland und folgt auf eine Phase der Stagnation in den ersten drei Quartalen des Jahres. Die Gründe für den Rückgang im BIP sind vielfältig und reflektieren die Herausforderungen, mit denen die deutsche Volkswirtschaft im Berichtszeitraum konfrontiert war. Hierzu zählen insbesondere die anhaltenden globalen Krisen, die zu hohen Preisen auf allen Wirtschaftsstufen und ungünstigen Finanzierungsbedingungen geführt haben. Die Nachfrage aus dem In- und Ausland war ebenfalls rückläufig, was die wirtschaftliche Erholung von den Tiefständen des Corona-Jahres 2020 weiter hemmte. Besonders betroffen war das produzierende Gewerbe (ohne Baugewerbe), das insgesamt einen Rückgang von 2,0 Prozent verzeichnete. Die Energieversorgung und energieintensive Industriezweige wie die Chemie- und Metallindustrie waren von einer deutlich niedrigeren Produktion betroffen. Dies steht im Einklang mit den Herausforderungen, die durch die steigenden Energiepreise entstanden sind, welche bereits 2022 eine starke Reaktion in diesen Branchen ausgelöst hatten. Das Baugewerbe konnte trotz Schwierigkeiten wie hohen Baukosten und Fachkräftemangel ein leichtes Plus von 0,2 Prozent erreichen, wobei die Produktion im Tiefbau und im Ausbaugewerbe anstieg. Im Gegensatz dazu gingen die Investitionen im privaten Konsum gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent zurück, was hauptsächlich auf die hohen Verbraucherpreise zurückgeführt werden kann. Dies entfernt den privaten Konsum weiter vom Niveau vor der Krise des Jahres 2019. Auf der anderen Seite konnten die meisten Dienstleistungsbereiche ihre wirtschaftlichen Aktivitäten ausweiten und damit die Wirtschaft im Jahr 2023 stützen. Hierbei zeigten insbesondere der Bereich Information und Kommunikation sowie die öffentlichen Dienstleister und Unternehmensdienstleister Wachstum. Die Ausrüstungsinvestitionen boten einen Lichtblick, mit einem Anstieg von 3,0 Prozent, was hauptsächlich auf die Zunahme der gewerblichen Pkw-Neuzulassungen zurückzuführen ist. Dieser Trend wurde durch den Umweltbonus für Elektroautos, der bis August 2023 galt, verstärkt. Beim Handel mit dem Ausland ging die Dynamik zurück, wobei die Importe stärker fielen als die Exporte. Diese Entwicklung resultierte in einem positiven Außenbeitrag, der das BIP stützte. Der Arbeitsmarkt zeigte sich weiter robust, mit einer Zunahme von 0,7 Prozent oder 333.000 Personen mehr als im Vorjahr. Die Beschäftigungszunahme wurde unter anderem durch Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte und eine steigende Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung ermöglicht. Die staatlichen Haushalte verzeichneten ein Finanzierungsdefizit von 82,7 Milliarden Euro, was jedoch eine Reduzierung im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. Die Defizitquote des Staates lag bei 2,0 Prozent des BIP in jeweiligen Preisen und somit deutlich unter dem europäischen Referenzwert aus dem Stabilitäts- und Wachstumspakt. Die detaillierten Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen werden am 23. Februar 2024 veröffentlicht, wobei auch eine Generalrevision der Ergebnisse zurück bis 1991 geplant ist. Diese neuen Zeitreihen werden voraussichtlich im August 2024 zur Verfügung stehen. Insgesamt spiegeln die vorläufigen Zahlen eine durchwachsene wirtschaftliche Lage wider, die von globalen Unsicherheiten, steigenden Kosten und verminderter Nachfrage geprägt ist. Die Entwicklungen im vierten Quartal 2023 zeigen, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin vor großen Herausforderungen steht, um auf den Wachstumspfad zurückzukehren.
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