September 24, 2024
Die Illusion der Pandabären im Zoo

SZ-Kolumne „Bester Dinge“: Wenn der Panda plötzlich bellt

In einem chinesischen Zoo in Shanwei, Provinz Guangdong, sorgte ein ungewöhnlicher Vorfall für Aufsehen. Besucher, die die Pandabären des Zoos bewundern wollten, mussten feststellen, dass die Tiere, die sie für Pandas hielten, in Wirklichkeit angemalte Chow-Chows waren. Die Tiere zeigten Verhaltensweisen, die für Pandabären untypisch sind, wie Hecheln und Bellen. Diese Entdeckung führte zu Misstrauen unter den Zoobesuchern, die teilweise eine Rückerstattung ihres Eintrittsgeldes forderten.

Die Zoo-Betreiber gaben schließlich zu, dass es sich um Chow-Chows handelte, die lediglich schwarz-weiß angemalt wurden, um den Eindruck von Pandabären zu erwecken. Dies ist nicht das erste Mal, dass in China die Echtheit von Pandabären in Frage gestellt wird. In der Vergangenheit gab es bereits ähnliche Vorfälle, bei denen Zoos versucht hatten, Besucher mit gefälschten Pandas zu täuschen.

Die sogenannte „Panda-Diplomatie“ Chinas hat in der internationalen Politik eine lange Tradition. Echte Pandabären wurden in der Vergangenheit als Geschenke an andere Länder verschenkt oder zur Förderung diplomatischer Beziehungen ausgeliehen. Diese Strategie soll China als ein freundliches und niedliches Land darstellen. Doch im Inland gibt es immer wieder Berichte über gefälschte Pandas. In einem Café in Chengdu konnten Kunden ihre Hunde zum Panda umfärben lassen, was 2019 für viel Kritik sorgte. Auch ein anderer Zoo in Taizhou wurde beschuldigt, Besucher mit angemalten Chow-Chows zu täuschen, weil er keine echten Pandas zur Verfügung hatte.

Die Reaktionen auf die Vorfälle sind vielfältig. Einige Menschen zeigen sich amüsiert über die Kreativität der Zoo-Betreiber, während andere die Täuschung als unethisch empfinden. Die Diskussion über den Umgang mit Tieren in Zoos und die Authentizität von Tierdarstellungen wird durch solche Vorfälle neu entfacht. Die Frage bleibt, wie weit Zoos bereit sind zu gehen, um ihre Besucher zu unterhalten und gleichzeitig die Realität der Tierhaltung zu wahren.

In der Tierwelt gibt es zahlreiche Beispiele für ungewöhnliche Verhaltensweisen und Darstellungen. So sorgte ein Video eines Malaienbären, der auf seinen Hinterbeinen stand, für Spekulationen darüber, ob es sich um einen Menschen in einem Kostüm handelte. Der Zoo musste daraufhin klarstellen, dass es sich tatsächlich um einen echten Bären handelte. Solche Vorfälle zeigen, wie wichtig es ist, dass Zoos transparent über ihre Tiere und deren Lebensbedingungen informieren.

Der Vorfall im Zoo von Shanwei wirft auch Fragen über die Verantwortung von Zoos auf. Zoos sollten nicht nur als Orte der Unterhaltung fungieren, sondern auch als Bildungsstätten, die das Bewusstsein für den Schutz bedrohter Arten fördern. Die Verwendung von Fake-Tieren könnte das Vertrauen der Öffentlichkeit in Zoos untergraben und die wichtige Botschaft über den Artenschutz verwässern.

Die Diskussion über die Echtheit von Tieren in Zoos ist nicht neu, aber sie wird durch solche Vorfälle immer wieder angestoßen. Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen der Vorfall im Zoo von Shanwei haben wird und ob er zu einer breiteren Diskussion über die Ethik der Tierhaltung in Zoos führen wird.

Die SZ-Kolumne „Bester Dinge“ wird weiterhin über kuriose und interessante Themen berichten, die die Leser zum Nachdenken anregen.

Quellen: Süddeutsche Zeitung

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