Im Berliner Grunewald findet ein einzigartiges Experiment statt: Über 1600 Rotbuchen aus mehr als 50 verschiedenen europäischen Herkunftsregionen werden im sogenannten „Klimawald“ auf ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit, Hitze und Kälte getestet. Ziel des Projekts ist es, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, herauszufinden, welche Buchenarten am besten an die veränderten Klimabedingungen angepasst sind und somit zum Erhalt der Wälder beitragen können.
Initiiert wurde das Projekt „Klimawald Berlin“ vor 20 Jahren von Privatdozent Dr. Manfred Forstreuter, so eine Pressemitteilung der Freien Universität Berlin. Die Forschungsfläche wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Biologie der Freien Universität Berlin in Kooperation mit den Berliner Forsten und dem Waldmuseum der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald betreut. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Freien Universität wurden im Dezember 2023 zusätzlich 75 Rotbuchen gepflanzt, wie die FU Berlin berichtete. Bürgerinnen und Bürger konnten das Projekt durch die Übernahme von Baumpatenschaften finanziell unterstützen.
Die Rotbuche zählt zu den wichtigsten Baumarten Europas und spielt eine entscheidende Rolle für die Biodiversität. Rotbuchenwälder gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Der Klimawandel stellt jedoch eine zunehmende Bedrohung für die Bäume dar. Wie rbb24 berichtet, leiden heimische Rotbuchen immer stärker unter Trockenheit, ganze Baumkronen sterben ab. Im Klimawald werden die Bäume gezielt Trockenstress ausgesetzt, um ihre Reaktionen zu beobachten und zu dokumentieren. Ergänzend werden genetische Untersuchungen durchgeführt, um die Gene zu identifizieren, die für die Trockenresistenz verantwortlich sind.
Klimawälder entstehen nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Regionen Deutschlands. Beispielsweise wurde 2022 ein Klimawald im Templiner Stadtwald in der Uckermark angelegt, wie evangelisch.de berichtet. Dort wachsen unter anderem Rotbuchen aus Brandenburg, Hessen und Sizilien nebeneinander. Die sizilianischen Buchen vom Ätna sind bereits an trockenes Klima angepasst und verdunsten aufgrund ihrer kleineren Blätter weniger Wasser. Förster und Schülerinnen des Templiner Gymnasiums begleiten die Entwicklung der Bäume und untersuchen, wie gut die verschiedenen Arten mit den Bedingungen in der Uckermark zurechtkommen.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) unterstreicht auf waldwissen.net die Bedeutung von Mischbeständen für die Widerstandsfähigkeit der Wälder gegenüber Extremereignissen. Die LWF empfiehlt verstärkte waldbauliche Maßnahmen zur Unterstützung der Buche und schlägt das sogenannte QD-Konzept (Qualifizierung und Dimensionierung) für die Buchenbewirtschaftung vor. Dieses Konzept beinhaltet unter anderem die frühzeitige Förderung vitaler Buchen und die Schaffung strukturreicher Waldbestände.
Quellen: