Die rekonstruierte Fassade des Berliner Humboldt Forums sorgt weiterhin für Diskussionen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, haben Kulturschaffende eine Petition an den Bundestag gerichtet, in der sie einen anderen Umgang mit der Schlossfassade fordern. Die Initiative "Schlossaneignung", zu der Journalistinnen, Historiker und Architekten gehören, kritisiert die ihrer Meinung nach "einseitige Preußenverherrlichung" und fordert, "ausgelöschte Spuren der Geschichte des Ortes wieder [zu] veranschaulichen".
Die Architektur des Humboldt Forums, so die Initiative, würde ein gesellschaftliches Selbstbild formulieren, das sich auf Preußen und das Deutsche Kaiserreich bis 1918 beziehe. Dies sei besonders in Zeiten erstarkenden Rechtspopulismus problematisch. Der Bau habe die Spuren der deutschen Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts "ausradiert" und durch eine "idealisierte Deckerinnerung an eine imperialistische Monarchie abgelöst".
Die Petition, die bereits im April erstellt und nun zugelassen wurde, kann noch bis zum 7. November unterzeichnet werden.
Die Stiftung Humboldt Forum verteidigt sich gegen die Kritik. Sie verweist darauf, dass die Vorgängerbauten an verschiedenen Stellen im Gebäude thematisiert würden und auch die Kunstwerke, die im Rahmen von Kunst-am-Bau-Wettbewerben entstanden sind, sich mit der Geschichte des Ortes auseinandersetzen würden. Bezüglich der Kritik an Spenden aus umstrittenen Quellen erklärt die Stiftung, dass sie ihre Spendenrichtlinie vor zwei Jahren überarbeitet habe. Anonyme Spenden würden nicht mehr angenommen und es werde im Einzelfall geprüft, ob Spender mit den Werten der Stiftung vereinbar sind.
Die Rekonstruktion der Barockfassade des Humboldt Forums wurde mit über 100 Millionen Euro aus privaten Spenden finanziert, die der private Förderverein Berliner Schloss eingeworben hatte. Die Geldbeschaffung hatte dem Humboldt Forum immer wieder Kritik eingebracht.
Quelle: dpa Berlin/Brandenburg
https://www.zeit.de/news/2024-09/30/petition-gegen-umstrittene-humboldt-forum-fassade-gestartet