19.10.2024
Disney ändert Kurs im Rechtsstreit um Allergiefall

Disney lässt die Klage eines Witwers zu

Der Walt Disney Konzern hat seine Strategie in einem Rechtsstreit geändert und lässt nun die Klage eines Witwers zu, dessen Frau nach einem Restaurantbesuch in einem Disney-Freizeitpark verstorben ist. Der Vorfall ereignete sich im Oktober 2023, als die 42-jährige Ärztin Kanokporn Tangsuan an einem anaphylaktischen Schock starb, nachdem sie in einem Restaurant des Parks gegessen hatte. Der Witwer, Jeffrey Piccolo, hat Disney verklagt und fordert Schadensersatz in Höhe von über 50.000 Dollar.

Hintergrund des Vorfalls

Die verstorbene Ärztin litt an schweren Allergien gegen Nüsse und Milchprodukte. Nach Angaben der Familie hatte Tangsuan das Restaurant, das auf der Disney-Website mit allergenfreiem Essen beworben wurde, aufgrund dieser Informationen gewählt. Trotz mehrfacher Hinweise auf ihre Allergien wurde ihr versichert, dass die Speisen für sie unbedenklich seien. Nach dem Essen erlitt sie jedoch Atemprobleme, brach zusammen und starb später im Krankenhaus. Eine Obduktion ergab, dass erhöhte Mengen an Milchprodukten und Nüssen in ihrem Körper nachgewiesen wurden.

Juristische Auseinandersetzung

Disney hatte zunächst versucht, die Klage abzuweisen, indem es sich auf eine Klausel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Streamingdienstes Disney+ berief. Der Witwer hatte im Jahr 2019 ein Probeabo abgeschlossen und damit zugestimmt, dass alle Streitigkeiten im Rahmen eines Schiedsverfahrens geregelt werden. Diese Argumentation stieß auf Empörung, da sie implizierte, dass Nutzer des Streamingdienstes auf ihre Rechte verzichten, Disney und dessen Tochtergesellschaften zu verklagen, selbst wenn die Streitigkeiten nichts mit dem Streamingdienst zu tun haben.

Änderung der Strategie durch Disney

In einer überraschenden Wendung gab Disney bekannt, dass das Unternehmen auf sein Recht auf ein Schiedsverfahren verzichten und die Klage vor Gericht zulassen wolle. Josh D’Amaro, der Vorsitzende von Disney Experiences, erklärte, dass das Unternehmen in Anbetracht der einzigartigen Umstände einen sensiblen Ansatz verfolgen wolle, um eine Lösung für die Familie zu finden, die einen schmerzlichen Verlust erlitten hat. Diese Entscheidung markiert eine signifikante Änderung in Disneys juristischer Strategie und wurde als Versuch gewertet, die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens zu verbessern.

Reaktionen auf Disneys Vorgehen

Der Anwalt des Witwers, Brian Denney, hatte Disneys ursprüngliche Argumentation als absurd und unvernünftig bezeichnet. Er argumentierte, dass es nicht akzeptabel sei, dass mehr als 150 Millionen Abonnenten des Streamingdienstes auf alle Rechte verzichten, das Unternehmen jemals zu verklagen. Diese Sichtweise wurde von vielen als unethisch und unfair angesehen, insbesondere angesichts des tragischen Vorfalls und des damit verbundenen Verlustes.

Der Fall vor Gericht

Die Klage wird nun vor dem 9. Bezirksgericht in Florida verhandelt. Der Witwer fordert Schadensersatz für den Tod seiner Frau, einschließlich Entschädigungen für seelische Schmerzen, Einkommensverluste und Bestattungskosten. Die Anhörung ist für den 2. Oktober 2024 angesetzt. Disney hat betont, dass das Restaurant, in dem der Vorfall stattfand, nicht von Disney betrieben wird, sondern von einem Dritten. Dennoch wird das Unternehmen in die Klage einbezogen, da der Vorfall auf dem Gelände des Freizeitparks stattfand.

Fazit

Der Fall wirft wichtige Fragen zur Verantwortung von Unternehmen auf, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit ihrer Gäste und die Transparenz in der Kommunikation über Allergene in Lebensmitteln. Die Entscheidung von Disney, die Klage vor Gericht zuzulassen, könnte als Schritt in Richtung einer verantwortungsbewussteren Unternehmensführung interpretiert werden. Es bleibt abzuwarten, wie das Gericht in dieser Angelegenheit entscheiden wird und welche Auswirkungen dies auf die zukünftige rechtliche Praxis von Disney und anderen Unternehmen haben könnte.

Quellen: FAZ, Spiegel, Heise, Welt.

Weitere
Artikel