Es war ein Tag, der sich tief in das kollektive Gedächtnis Israels eingebrannt hat: der 7. Oktober 2023. An diesem Tag starben beim bisher schwersten Terrorangriff auf israelischem Boden 1.139 Menschen, darunter fast 700 Zivilisten. Besonders tragisch: Unter den Opfern waren viele junge Menschen, die gerade erst am Anfang ihres Lebens standen. Ein Jahr später stellt sich die Frage: Wie geht Israel mit diesem Verlust um? Und welche Narben hat der Angriff in der Seele der jungen Generation hinterlassen?
Das Supernova-Festival, ein großes Open-Air-Event im Süden Israels, wurde zum Symbol des Grauens. Hier, wo sich tausende junge Menschen zu elektronischer Musik trafen, metzelten Hamas-Terroristen 364 Menschen brutal nieder. Für viele Israelis ist dieser Ort zu einem Mahnmal für die Unfassbarkeit des Terrors geworden. „Ich komme nicht oft hierher“, sagt Keren Twig, deren Bruder Yiftah mit vier Freunden auf dem Festival war. „All die Gefühle kommen dann wieder hoch.“ Wie Keren besuchen viele Angehörige der Opfer regelmäßig die Gedenkstätte am Rande des Festivalgeländes. Für jeden Toten wurde ein kleiner Gedenkort mit Fotos, Blumen und Erinnerungsstücken angelegt. Ein Meer aus Blumen und Tränen, das die Ausmaße der Tragödie erahnen lässt.
Doch der 7. Oktober hat nicht nur tiefe Trauer hinterlassen, sondern auch eine Gesellschaft traumatisiert. „Wir haben die Sicherheit verloren. Und die Unbefangenheit“, sagt ein junger Israeli der „Zeit“. Die Angst vor neuen Anschlägen ist allgegenwärtig, das Misstrauen gegenüber der arabischen Bevölkerung wächst. Viele junge Israelis fühlen sich von der eigenen Regierung im Stich gelassen, werfen ihr Untätigkeit und Naivität vor. „Wie konnte das passieren?“, fragen sie sich. Und: „Was wird die Zukunft bringen?“
Die Wunden des 7. Oktober sitzen tief. Die Angst vor neuen Angriffen ist allgegenwärtig. „In Ilana und Arje Tzuks Küche lässt nichts mehr darauf schließen, was in Kfar Aza vor einem Jahr am 7. Oktober passiert ist“, berichtet die taz ein Jahr nach dem Angriff. Der Kibbuz, nur zwei Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt, wurde besonders schwer getroffen. 64 der rund 950 Bewohner wurden getötet, 19 entführt. Doch Ilana und Arje Tzuk kehrten zurück in ihr Haus. „Unsere Verantwortung als Bürger ist es, dass so etwas hier im Süden nicht passiert“, sagt Illana der taz. Doch von den 950 Bewohnern sind bisher nur gut 40 zurückgekehrt. „Das fehlende Kindergeschrei ist schlimmer als die Zerstörung“, sagt Arje. „Ohne die junge Generation werden wir keine Zukunft haben.“
Die Angst vor einem neuen Krieg, vor dem Verlust von Freunden und Familie, prägt den Alltag vieler junger Israelis. „Es ist wie ein schlechter Film, der nicht aufhört zu laufen“, beschreibt ein Student gegenüber dem „Freitag“ seine Gefühlslage. Die ständige Anspannung, die Ungewissheit über die Zukunft, lastet schwer auf der jungen Generation. Viele fragen sich, ob es jemals wieder ein „normales“ Leben geben wird.
Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung. So haben sich in den Tagen und Wochen nach dem 7. Oktober zahlreiche Hilfsorganisationen gegründet, die sich um die Opfer und Hinterbliebenen kümmern. Auch die internationale Solidarität mit Israel war groß. Menschen auf der ganzen Welt verurteilten den Terror und sprachen den Israelis ihr Beileid aus. Diese Anteilnahme gibt vielen Israelis Kraft und Zuversicht.
Der 7. Oktober 2023 war ein schwarzer Tag für Israel. Ein Tag, der tiefe Wunden hinterlassen hat. Doch trotz des Schmerzes und der Trauer gibt es auch Hoffnung. Die Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft, in der junge Israelis ohne Angst vor Terror leben können.
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