19.10.2024
Ein Stück Frankfurter Geschichte: Das älteste Wasserhäuschen im Osthafen

Das „Jöst Nr. 1“ ist Frankfurts ältestes Büdchen

Das „Jöst Nr. 1“ am Franziusplatz im Osthafen ist ein bemerkenswerter Teil der Frankfurter Stadtgeschichte. Gegründet im Jahr 1912, gilt es als das älteste durchgehend betriebene Wasserhäuschen der Stadt. Diese kleinen Kioske, die in Frankfurt auch als Wasserhäuschen bekannt sind, haben eine lange Tradition und sind tief im kulturellen Leben der Stadt verwurzelt.

Ursprünglich wurden Wasserhäuschen gegründet, um der Bevölkerung Trinkwasser in einer Zeit anzubieten, als das Leitungswasser oft nicht genießbar war. Die ersten Wasserhäuschen boten Mineralwasser an, das in Flaschen verkauft wurde. Im Laufe der Jahre entwickelten sie sich zu beliebten Treffpunkten für die Anwohner und Arbeiter in den umliegenden Gebieten.

Das „Jöst Nr. 1“ hat sich im Laufe der Jahrzehnte als ein zentraler Anlaufpunkt für die Lkw-Fahrer und Arbeiter des Osthafens etabliert. Hans-Jürgen Hammerschmidt, der das Wasserhäuschen seit 2011 betreibt, hat das Erbe und die Tradition des Kiosks übernommen. Er selbst war früher Lkw-Fahrer und kennt die Bedürfnisse seiner Kunden gut. „Hier gibt es alles, was man für eine kurze Pause braucht: belegte Brötchen, Kaffee und kalte Getränke“, erklärt Hammerschmidt.

Die Corona-Pandemie hat auch das „Jöst Nr. 1“ hart getroffen. Wie viele andere gastronomische Betriebe kämpft Hammerschmidt um das Überleben seines Kiosks. Ein kürzlicher Einbruch, bei dem Waren im Wert von etwa 2000 Euro gestohlen wurden, hat die Situation zusätzlich verschärft. „Das ist für einen kleinen Betrieb wie unseren ein herber Rückschlag“, sagt Hammerschmidt. Trotz dieser Herausforderungen bleibt er optimistisch und betont, dass er nicht aufgeben wird. „Wir haben schon viele Tiefs überstanden, und ich bin zuversichtlich, dass wir auch diese Krise bewältigen werden“, fügt er hinzu.

Das Wasserhäuschen ist nicht nur ein Ort für den schnellen Snack oder ein kühles Getränk. Es ist auch ein sozialer Treffpunkt. Hier kommen Menschen aus verschiedenen Berufen und Hintergründen zusammen, um sich auszutauschen und eine kurze Auszeit vom Arbeitsalltag zu nehmen. „Es ist wie ein Wohnzimmer für die Leute hier im Viertel“, beschreibt Hammerschmidt die Atmosphäre. Die Gespräche am Tresen sind oft lebhaft und reichen von alltäglichen Themen bis hin zu persönlichen Geschichten.

Die Zukunft des „Jöst Nr. 1“ ist ungewiss, aber die Hoffnung auf eine Erholung des Geschäfts ist vorhanden. Hammerschmidt plant, das Wasserhäuschen durch Veranstaltungen und besondere Angebote wieder mehr in den Fokus der Frankfurter zu rücken. „Wir möchten das Wasserhäuschen als einen Ort bekannt machen, an dem man nicht nur etwas kaufen, sondern auch eine gute Zeit verbringen kann“, erklärt er. Die Idee, das Sortiment zu erweitern und das Wasserhäuschen zu einem beliebten Ziel für junge Leute zu machen, ist ein Teil seiner Vision.

Das „Jöst Nr. 1“ ist nicht nur ein Kiosk, sondern ein Stück Frankfurter Geschichte. Es steht für die Tradition der Wasserhäuschen, die einst in der Stadt weit verbreitet waren. In den 1970er Jahren gab es fast 800 solcher Kioske, heute sind es nur noch etwa 300. Der Rückgang ist ein Zeichen für die Veränderungen in der urbanen Landschaft und der Gastronomieszene. Dennoch bleibt das „Jöst Nr. 1“ ein Symbol für Beständigkeit und Gemeinschaft.

Die Geschichte des „Jöst Nr. 1“ ist auch die Geschichte vieler anderer Wasserhäuschen in Frankfurt. Diese kleinen Kioske sind mehr als nur Verkaufsstellen; sie sind Teil des sozialen Gefüges der Stadt. Die Menschen kommen hierher, um sich zu treffen, zu plaudern und das Leben zu genießen. In einer Zeit, in der viele dieser Traditionen bedroht sind, bleibt das „Jöst Nr. 1“ ein wichtiger Anlaufpunkt für die Gemeinschaft.

Die Erhaltung solcher Orte ist wichtig, nicht nur für die Menschen, die hier arbeiten und einkaufen, sondern auch für die kulturelle Identität Frankfurts. Das „Jöst Nr. 1“ ist ein Beispiel dafür, wie Tradition und Moderne in der Stadt koexistieren können. Es ist ein Ort, an dem Geschichten erzählt werden, Freundschaften entstehen und Erinnerungen geschaffen werden.

Die Öffnungszeiten des „Jöst Nr. 1“ sind von Montag bis Freitag, 5:00 bis 14:30 Uhr. Trotz der Herausforderungen, mit denen der Kiosk konfrontiert ist, bleibt er ein fester Bestandteil des Osthafens und ein Symbol für die Widerstandsfähigkeit der Frankfurter Gastronomieszene.

Die Zukunft des „Jöst Nr. 1“ mag ungewiss sein, aber die Leidenschaft und Hingabe von Hans-Jürgen Hammerschmidt und seinem Team sind ein Zeichen dafür, dass dieser besondere Ort weiterhin für die Menschen in Frankfurt von Bedeutung sein wird.

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