26.10.2024
Einblicke in den Sufismus Neues Museum in Paris eröffnet

Im Herzen von Paris hat ein neues Museum seine Pforten geöffnet, das sich einer mystischen und oft missverstandenen Facette des Islams widmet: dem Sufismus. Das Museum für Sufismus, angesiedelt in einer charmanten Villa aus dem 19. Jahrhundert im Pariser Vorort Chatou, lädt Besucher ein, in die Welt der spirituellen Suche, der Askese und der Einheit mit dem Göttlichen einzutauchen.

Die Wahl des Standorts, direkt an der Seine gegenüber der „Insel der Impressionisten“, ist kein Zufall. Wie die Seine, die sich durch die Landschaft schlängelt und verschiedene Orte miteinander verbindet, so wird auch der Sufismus als ein Strom der Erkenntnis verstanden, der Kulturen und Epochen durchfließt. Der Garten des Museums, geschmückt mit einem Brunnen in Form eines achtzackigen Salomon-Sterns, einem Symbol für die Harmonie zwischen Geist und Materie, empfängt die Besucher mit einer Atmosphäre der Ruhe und Kontemplation.

Doch wie lässt sich eine spirituelle Lehre, die sich auf die individuelle Suche nach innerer Erkenntnis konzentriert, in einem musealen Kontext präsentieren? Das Museum begegnet dieser Herausforderung auf innovative Weise, indem es historische Artefakte und Kunstwerke mit zeitgenössischen Installationen und Werken von Künstlern aus aller Welt in Dialog treten lässt.

Die Eröffnungsausstellung „Ein innerer Himmel“, deren Titel einer Schrift des französischen Theologen und Sufi-Gelehrten Henry Corbin entlehnt ist, nimmt die Besucher mit auf eine Reise des spirituellen Aufstiegs. Der Weg durch die drei Etagen des Museums wird so zu einer symbolischen Annäherung an das Göttliche, an den Raum der Veränderung und des reinen Lichts.

Plastiken des marokkanischen Künstlers Younès Rahmoun, geschaffen aus reinen Materialien und reduziert auf symbolische Formen wie die einer Barke oder eines Hauses, begleiten die Besucher auf diesem Pfad der Initiation. Sie verkörpern die Essenz der Reise der Sufi-Schüler, die nach Transformation und Verschmelzung mit dem Göttlichen streben.

Die Ausstellung präsentiert Werke von sieben internationalen Künstlern, die die Vielfalt und Lebendigkeit des Sufismus widerspiegeln. Darunter befindet sich die iranische Künstlerin Monir Shahroudy Farmanfarmaian, deren Werk „Triangle“, bestehend aus unzähligen kleinen Spiegeln, den Betrachter in seinen Bann zieht. Die Reflexionen und das Spiel mit Licht und Schatten erinnern an die komplexe und vielschichtige Natur des Sufismus, die sich einer einfachen Definition entzieht.

Ein weiteres Highlight ist die Installation „The Body and Coco de Mer“ der thailändischen Künstlerin Pinaree Sanpitak. Ihre überdimensionalen, aus Seide und Baumwolle gefertigten Brüste, die von der Decke hängen, fordern dazu auf, die Beziehung zwischen Körper und Geist, zwischen Mensch und Natur zu hinterfragen.

Das Museum für Sufismus in Paris ist mehr als nur ein Ort der Ausstellung. Es ist ein Ort der Begegnung, des Dialogs und der Reflexion. Es bietet einen neuen Blickwinkel auf den Islam, der oft auf seine politischen und sozialen Aspekte reduziert wird. Hier wird die mystische und spirituelle Dimension dieser Weltreligion erfahrbar, die über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg Menschen verbindet.

„Es geht darum, die Schönheit und Poesie des Sufismus zu zeigen“, erklärt der Direktor des Museums. „Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, diese spirituelle Tradition kennenzulernen und zu verstehen.“ Das Museum für Sufismus ist ein Ort der Offenheit und Toleranz, der dazu einlädt, die eigene Spiritualität zu entdecken und zu vertiefen.

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, ist die Eröffnung des Museums ein wichtiges Zeichen für den interreligiösen Dialog und ein Beitrag zum besseren Verständnis des Islams in der heutigen Zeit.

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