19.10.2024
Einbruch bei Grunderwerbsteuern Zeichen für Immobilienmarktkrise
Im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten die Bundesländer in Deutschland erhebliche Einbußen bei den Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer. Die Summe sank auf 6,3 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 33,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Im ersten Halbjahr 2022 waren noch Rekordeinnahmen von knapp 9,5 Milliarden Euro erzielt worden. Das Statistische Bundesamt gab bekannt, dass dies der niedrigste Stand seit mehr als sechs Jahren sei. Die Grunderwerbsteuer, die beim Kauf von Immobilien oder Grundstücken anfällt, ist eine wichtige Einnahmequelle für die Länderhaushalte. Ihre Höhe hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem jeweiligen Steuersatz, der von den Bundesländern festgelegt wird, der Anzahl der Verkäufe und den Kaufpreisen. Die Steuersätze variierten im Jahr 2023 zwischen 3,5 Prozent in Bayern und 6,5 Prozent in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen. Der Rückgang der Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer ist vor allem auf eine gesunkene Nachfrage im Immobilienmarkt zurückzuführen. Finanzierungskosten sind gestiegen, was sich direkt auf die Kaufbereitschaft auswirkt. Die Preise für Wohnungen und Häuser insgesamt sind im ersten Halbjahr 2023 um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gefallen. Dieser Trend setzte sich auch im dritten Quartal 2023 fort, mit einem Rekordminus von 10,2 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2022. Auch der durchschnittliche Kaufwert für Bauland sank signifikant. Während im ersten Halbjahr 2022 noch ein Durchschnittspreis pro Quadratmeter von 141,58 Euro erzielt wurde, lag dieser im selben Zeitraum 2023 bei 122,13 Euro. Die Anzahl der Kauffälle halbierte sich nahezu, von 33.800 im ersten Halbjahr 2022 auf 16.700 im ersten Halbjahr 2023. Die regionalen Unterschiede bei den Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer sind beträchtlich. Während Berlin und Hamburg mit 141,83 Euro bzw. 110,22 Euro pro Kopf die höchsten Einnahmen verzeichneten, lagen diese in Sachsen (44,69 Euro) und Thüringen (45,89 Euro) deutlich niedriger. Die Immobilienbranche sieht in der aktuellen Situation eine ernsthafte Herausforderung und fordert politische Maßnahmen zur Stabilisierung des Marktes. So wurde vorgeschlagen, vorübergehend auf die Grunderwerbsteuer zu verzichten, um den Wohnungsbau anzukurbeln. Die hohen Baukosten in Deutschland werden als kritisch angesehen. Ein Spitzenverband der Branche warnte davor, dass Bauen momentan zu einem Risiko geworden sei, das Unternehmen in den Bankrott treiben könne. In Anbetracht dieser Entwicklungen stehen die Länder vor der Herausforderung, die Einnahmeausfälle zu kompensieren und gleichzeitig Maßnahmen zu ergreifen, die den Immobilienmarkt stabilisieren und die Bauwirtschaft unterstützen. Die aktuelle Lage zeigt deutlich, dass die Grunderwerbsteuer nicht nur eine bedeutende Einnahmequelle für die Länder ist, sondern auch ein Indikator für die Gesundheit des Immobilienmarktes und damit der gesamten Volkswirtschaft.
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