14.11.2024
Eine Million Vogelschläge in München Glasfassaden als Todesfalle

Vogelsterben in München: Glasfassaden als tödliche Fallen

München steht vor einem alarmierenden Problem: Schätzungen des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) zufolge sind in diesem Jahr über eine Million Vögel durch Vogelschlag in der bayerischen Landeshauptstadt verendet. Wie die Zeit (Zeit Online, 14.11.2024) berichtet, sieht der LBV die zunehmende Verbreitung von Glasfassaden in der modernen Architektur als Hauptursache für das massenhafte Vogelsterben.

Besonders gefährdet sind die Tiere während der Zugzeiten im Herbst und Frühwinter. „Vögel können transparentes Glas und Spiegel nicht erkennen“, erklärt Isabel Rhode, Leiterin der Abteilung Vogelkunde und Vogelschutz beim LBV München, gegenüber der Zeit. Unter den Opfern befinden sich nicht nur heimische Vogelarten, sondern auch bedrohte Spezies wie der Eisvogel und die Waldschnepfe.

Eine wirksame Maßnahme zur Reduzierung des Vogelschlags ist die Anbringung von Linienmustern oder Punktrastern auf Glasflächen. Diese können entweder als Folie nachträglich aufgebracht oder bereits bei Neubauten in die Glasflächen integriert werden. Der LBV betont, dass Raubvogel-Silhouetten im Gegensatz dazu keine Wirkung zeigen. Nicht nur Hochhäuser, sondern auch Bushäuschen und Lärmschutzwände stellen eine Gefahr für Vögel dar.

Die Schätzung von über einer Million verunglückten Vögeln in München basiert auf jährlichen Hochrechnungen und den zahlreichen Vogelschlag-Meldungen, die beim LBV eingehen, wie Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer der Münchner Kreisgruppe des LBV, erläutert. Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch deutlich höher liegen. Die Berechnungen orientieren sich an Studien aus den USA, die auch in Deutschland als Referenz gelten. „Man rechnet mit zwei toten Tieren pro Einfamilienhaus und addiert dann die weiteren Gebäude, in denen niemand wohnt“, so Rhode.

Das Problem des Vogelschlags ist nicht auf München beschränkt. Die Länderarbeitsgemeinschaft Vogelschutzwarten geht von 100 bis 115 Millionen Vogelopfern an Glasflächen in ganz Deutschland pro Jahr aus. Der LBV appelliert daher an Bauherren, Architekten und Gebäudebesitzer, vogelfreundliche Maßnahmen zu ergreifen und so zum Schutz der bedrohten Vogelwelt beizutragen.

Auch das Anbringen von speziellen Folien mit Linien und Punkten an bestehenden Glasfassaden kann die Zahl der Vogelschläge drastisch reduzieren. Ein Projekt in Regensburg zeigte laut LBV, dass eine solche Scheibensicherung mit über 400 Quadratmetern Folie die Kollisionen um 90 Prozent verringerte (Bayerische Staatszeitung, 04.11.2024). Neben der Folie empfiehlt der LBV auch, nachts alle Lichter auszuschalten, da künstliche Beleuchtung viele Vögel in ihrer Orientierung stört.

Der LBV ruft die Bevölkerung dazu auf, Beobachtungen von Vogelschlag online zu melden. Die gesammelten Daten sollen helfen, besonders gefährliche Gebäude zu identifizieren und gezielte Schutzmaßnahmen zu fördern (Süddeutsche Zeitung, 03.11.2024). Im Rahmen des Projekts „Unsichtbares sichtbar machen“ bietet der LBV zudem Beratung zu wirksamen Schutzmaßnahmen gegen Vogelschlag an.

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