20.11.2024
Thüringens Demografischer Wandel Geburtenrückgang und Zuwanderung

Thüringens Bevölkerung im Sinkflug: Geburten auf Rekordtief

Thüringen verzeichnet einen historischen Tiefstand bei den Geburten. Wie die Zeit berichtet, sind die Geburtenzahlen im Freistaat im vergangenen Jahr um mehr als acht Prozent auf etwa 12.900 gesunken. Dies ist der niedrigste Wert seit 30 Jahren und unterstreicht den anhaltenden Trend zur Ein-Kind-Familie. Laut Holger Poppenhäger, Präsident des Thüringer Landesamtes für Statistik, bekommen Frauen im gebärfähigen Alter durchschnittlich nur noch 1,3 Kinder. Für eine stabile Bevölkerungsentwicklung wären jedoch 2,1 Kinder pro Frau nötig. Die Zeit zitiert Poppenhäger mit den Worten: „Ich sehe nicht, dass dieses Kernproblem ausreichend in der Politik eine Rolle spielt.“ Er plädiert für eine massive Unterstützung von Familien mit zwei oder mehr Kindern.

Die Entwicklung der Geburtenzahlen seit 2017 wird von Poppenhäger als dramatisch bezeichnet. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, lag der bisherige Tiefpunkt nach der Wiedervereinigung im Jahr 1994 bei rund 13.000 Geburten. Damals war die Abwanderung junger Menschen, insbesondere von Frauen auf der Suche nach beruflichen Perspektiven, der Hauptgrund für den Rückgang. "Abwanderung und sinkende Geburtenzahlen beschleunigten die demografische Alterung der Bevölkerung", so Poppenhäger laut SZ.

Ein Zwischenhoch gab es 2017 mit über 18.000 Geburten, unter anderem bedingt durch die Kinder von Migranten. Inzwischen sinkt jedoch auch die Kinderzahl von Frauen mit Migrationshintergrund. Laut Poppenhäger liegt die Durchschnittszahl der Kinder pro Frau mit Migrationshintergrund inzwischen bei 1,6 und nähert sich damit den deutschen Verhältnissen an, wie die Zeit berichtet.

Die SZ berichtet von einem Geburtendefizit von 9.331 Menschen im ersten Halbjahr 2023. Dem gegenüber steht ein Zuzug von 6.731 Menschen, der das Defizit nicht ausgleichen konnte. Hochgerechnet auf das gesamte Jahr 2023 rechnet das Statistische Landesamt mit etwa 13.000 Geburten, was nahe dem historischen Tief von 12.721 Geburten im Jahr 1994 liegt. Statista bestätigt diese Zahlen und meldet für das Jahr 2023 insgesamt 12.952 Lebendgeborene in Thüringen.

Im vergangenen Jahr gab es in Thüringen rund 18.200 mehr Sterbefälle als Geburten. 68.000 Menschen zogen nach Thüringen, während 54.000 den Freistaat verließen. Das Plus von rund 14.000 Einwohnern ist laut Poppenhäger ausschließlich auf Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen. Durch die Binnenwanderung verlor Thüringen weiterhin über 3.000 Einwohner. Poppenhäger sieht hier die Politik in der Pflicht, Thüringen für Menschen aus anderen Bundesländern attraktiver zu gestalten.

Prognosen zufolge gehört Thüringen in den kommenden Jahren zu den Bundesländern mit dem stärksten Bevölkerungsschwund. Bis 2024 wird die Einwohnerzahl voraussichtlich auf rund 1,9 Millionen sinken. Diese Entwicklung betrifft alle Kreise und kreisfreien Städte mit Ausnahme von Weimar, Erfurt und Jena. Suhl wird mit einem Einwohnerverlust von 28,2 Prozent am stärksten betroffen sein.

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