Nur wenige Tage nach den gewalttätigen Übergriffen auf israelische Fußballfans ist es in Amsterdam erneut zu Krawallen gekommen. Wie die Polizei mitteilte, randalierten am Montagabend im Westen der Stadt Dutzende, vorwiegend junge Männer. Sie zündeten Feuerwerkskörper und bewarfen damit Autos. Eine Straßenbahn wurde in Brand gesetzt, wie die Polizei auf X (ehemals Twitter) berichtete. Das mobile Einsatzkommando der Polizei räumte den Platz. Über mögliche Verletzte ist bislang nichts bekannt. Die Polizei nahm mehrere Personen fest. Der Amsterdamer Fernsehsender AT5 zeigte Videos von den Unruhen. Die Hintergründe der Krawalle sind noch unklar.
Die erneuten Ausschreitungen ereigneten sich nur vier Tage nach den heftigen Attacken auf israelische Fußballfans von Maccabi Tel Aviv am Donnerstagabend. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, hatten junge Männer auf Mopeds die Fans angegriffen und durch die Straßen gejagt. Diese Szenen hatten weltweit Entsetzen ausgelöst und wurden in den Niederlanden als antisemitische Attacken scharf verurteilt. Regierungspolitiker machten Niederländer mit Migrationshintergrund für die Angriffe verantwortlich.
Die Polizei berichtet von 57 Festnahmen am Donnerstagabend im Zusammenhang mit den Unruhen. Bereits vor dem Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv hatte es in der Nähe des Stadions Auseinandersetzungen gegeben, als etwa 200 Demonstranten versuchten, zur Spielstätte zu gelangen. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet, bewarfen Demonstranten Maccabi-Fans mit Stühlen. Die Polizei schirmte die israelischen Fans ab und begleitete sie in ihre Hotels. Auch kam es zu Zusammenstößen zwischen israelischen Fußballfans und Sicherheitskräften, bei denen etwa zehn Personen wegen Störung der öffentlichen Ordnung und des verbotenen Besitzes von Feuerwerkskörpern festgenommen wurden.
Die Darstellung der Ereignisse unterscheidet sich je nach Quelle. Während mehrere israelische Politiker von antisemitischen Angriffen sprachen, bei denen gezielt Jagd auf Juden gemacht wurde, blieb die niederländische Polizei in ihrer Darstellung zurückhaltender. Das ZDF zitiert den israelischen Präsidenten Izchak Herzog, der sich entsetzt über die Gewalt äußerte und von einem „antisemitischen Pogrom“ sprach. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, verurteilte die Angriffe als „kriminell und unerträglich“. Auch in Berlin war es am Sonntag zu einem mutmaßlich antisemitischen Angriff auf einen Fan eines jüdisch-israelischen Fußballklubs gekommen.
Die israelische Regierung reagierte auf die Vorfälle mit der Entsendung von zwei Rettungsflugzeugen nach Amsterdam, um die betroffenen israelischen Bürger auszufliegen. Ministerpräsident Netanjahu forderte die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch gegen die Randalierer vorzugehen und die Sicherheit der israelischen Bürger zu gewährleisten. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet von Dutzenden Festnahmen bei einer verbotenen pro-palästinensischen Demonstration am Dam, dem zentralen Platz Amsterdams, am Sonntag. Die Stadt hatte nach den Gewaltattacken auf israelische Fußballfans ein Demonstrationsverbot verhängt.
Die Krawalle und die antisemitischen Übergriffe haben in den Niederlanden und international Bestürzung ausgelöst. Die Vorfälle werfen Fragen nach dem Umgang mit Antisemitismus und der Sicherheit von Minderheiten auf und werden die politische Debatte in den Niederlanden in den kommenden Tagen und Wochen prägen.
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