Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wird in Europa mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Während einige seiner protektionistischen Tendenzen und seinem unberechenbaren Politikstil mit Sorge begegnen, sehen andere auch mögliche Vorteile für Europa. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, könnte Trumps Fokus auf "America First" Europa dazu zwingen, stärker eigene Interessen zu vertreten und strategische Autonomie zu entwickeln.
Die FAZ argumentiert, dass Trumps Desinteresse an multilateralen Bündnissen und Abkommen Europa dazu bewegen könnte, eigene Sicherheits- und Handelsstrukturen zu stärken. Dies könnte langfristig zu einer größeren Unabhängigkeit von den USA und einer stärkeren Rolle Europas auf der Weltbühne führen.
Auch die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) analysiert die Auswirkungen von Trumps Sieg auf die EU und die Nato. Die NZZ betont, dass Europa zwar besser auf eine zweite Amtszeit Trumps vorbereitet sei als 2016, dennoch erhebliche Herausforderungen auf die transatlantischen Beziehungen zukommen. Die Zeitung verweist auf Trumps wiederholte Kritik an der Nato und seine Forderung nach höheren Verteidigungsausgaben der europäischen Partner. Dies könnte, so die NZZ, Europa dazu bewegen, die eigene Verteidigungsfähigkeit zu stärken und unabhängiger von den USA zu agieren.
Das ZDF zitiert Experten, die eine zweite Amtszeit Trumps als "schwierigen Tag für Europa" bezeichnen. Daniela Schwarzer von der Bertelsmann-Stiftung betont im ZDF die Notwendigkeit für Europa, mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit zu übernehmen und Partnerschaften außerhalb der USA zu pflegen, beispielsweise mit Japan, Australien und Indien. ZDF-Korrespondent Ulf Röller berichtet aus Brüssel, dass in der EU die Befürchtung besteht, Trump könnte einzelne Mitgliedsstaaten durch bilaterale Abkommen spalten und die europäische Einheit untergraben.
Die Deutsche Welle (DW) berichtet über die Reaktionen europäischer Staats- und Regierungschefs auf Trumps Wahlsieg. Während einige Politiker ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit betonen, äußern andere ihre Besorgnis über die möglichen Folgen für die transatlantischen Beziehungen. Die DW zitiert Experten, die vor Handelsstreitigkeiten und einer Schwächung der Nato warnen.
Die DVZ analysiert die wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Sieg. Logistikprofessor Christian Kille von der TH Würzburg-Schweinfurt betont die zunehmende Unsicherheit für Unternehmen in einer VUCA-Welt, die durch Trumps unberechenbare Politik noch verstärkt werde. Der Schifffahrtsexperte Lars Jensen rechnet kurzfristig mit einem Anstieg der US-Importnachfrage, da Verlader vor der Einführung neuer Zölle ihre Lager füllen könnten. Langfristig erwartet er jedoch negative Auswirkungen auf die globalen Lieferketten.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) bezeichnet Trumps Sieg als "Europas Albtraum". Die Zeitung befürchtet ein wirtschafts-, handels- und sicherheitspolitisches Desaster und warnt vor einer Spaltung der EU durch Trumps Politik. Auch die Zeit kommentiert den Wahlsieg kritisch und sieht im Erstarken des Trumpismus diesseits des Atlantiks eine existenzielle Gefahr für die Europäische Union.
Der Spiegel fordert Europa auf, sich von den USA zu emanzipieren und strategische Autonomie zu entwickeln. Der Kommentator Maximilian Popp argumentiert, dass Trump die liberalen Demokratien Europas als Gegner betrachtet und Europa sich daher auf eine Welt ohne den Schutz Amerikas einstellen müsse.
Quellen:
