Ein Gastbeitrag von Jürgen Todenhöfer
Kriege und Waffenlieferungen an Kriegsparteien sind unvermeidlich? Das kann nur sagen, wer den Krieg nicht am eigenen Leib erlebt hat. Als ich viereinhalb Jahre alt war, erlebte ich den schwersten Bombenangriff auf meine Heimatstadt Hanau. Die Explosionen rissen mich aus dem Schlaf. Barfuß rannte ich im Dunkeln auf die Straße.
Ich sah ein höllisches Spektakel. Auf das von britischen Spezialflugzeugen taghell ausgeleuchtete Stadtzentrum regnete es Feuer. Die Innenstadt brannte lichterloh. Menschen wälzten sich in Straßengräben, um die Phosphor-Flammen zu ersticken, die sich in ihre Körper fraßen.
Der Krieg ist die schlimmste Niederlage der Politik. Er ist die dümmste und unmenschlichste Lösung, egal ob in Afghanistan, im Irak oder in Syrien. Der Krieg ist Terrorismus, und die Hauptschuld daran tragen nicht die Soldaten, sondern die, die dieses mörderische Spektakel inszenieren.
In meinem Buch "Du sollst nicht töten" schildere ich das Leben in Kriegsgebieten. Ich berichte von afghanischen Frauen, Kindern und Greisen, die sich in die Ecken ihrer armseligen Behausungen zurückziehen und machtlos den Bombardierungen durch US-Raketen ausgeliefert sind. Ich prangere die Lügen der Kriege an.
Ich bin überzeugt, dass es keine anständigen Kriege gibt. Krieg ist die schlimmste Niederlage der Politik, und es ist unsere Pflicht, diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.
Wir müssen aufhören, Kriege als Lösung für politische Konflikte zu sehen. Wir müssen aufhören, Waffenlieferungen an Kriegsparteien zu unterstützen. Wir müssen aufhören, den Krieg als Mittel zur Durchsetzung unserer Interessen zu akzeptieren.
Wir müssen statt dessen nach anderen Wegen suchen, um Konflikte zu lösen. Wir müssen nach Wegen suchen, um den Frieden zu sichern, und wir müssen bereit sein, Opfer zu bringen, um den Frieden zu erreichen.
Es gibt keine anständigen Kriege. Krieg ist die schlimmste Niederlage der Politik, und wir müssen ihn ablehnen.
-
Jürgen Todenhöfer ist ein deutscher Journalist, Buchautor und Politiker.
Quelle: F.A.Z.
