Der anhaltende Handelsstreit zwischen der EU und China über die Einfuhr von Elektroautos belastet die Beziehungen beider Wirtschaftsmächte. Die EU hat im Oktober 2024 endgültig entschieden, Extrazölle auf chinesische E-Autos zu erheben, um die europäische Automobilindustrie vor vermeintlich unfairem Wettbewerb zu schützen. Wie die "Capital" berichtet, begründet die EU-Kommission die Zölle mit unfairen Subventionen für chinesische Hersteller, die diesen einen Preisvorteil von rund 20 Prozent gegenüber europäischen Herstellern verschaffen. Deutschland stimmte gegen die Zölle, wie die "Zeit" im Juni 2024 berichtete, aus Sorge vor einem Handelskrieg und negativen Auswirkungen auf die Verbraucher. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) warnte damals vor einer "Katastrophe" für Deutschland.
Der chinesische Botschafter in Deutschland, Deng Hongbo, kritisiert die Entscheidung der EU in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (F.A.Z.) vom 3. November 2024 scharf. Er argumentiert, dass Chinas Erfolg im E-Auto-Sektor nicht auf staatlichen Subventionen, sondern auf technologischer Innovation, vollständigen Lieferketten und freiem Wettbewerb beruhe. Das EU-Verfahren sei intransparent und weiche von den WTO-Regeln ab. Der Botschafter verweist auf eine ADAC-Umfrage, laut der 80 Prozent der befragten Deutschen ein chinesisches E-Auto kaufen würden. Protektionismus schade nicht nur den EU-Verbrauchern, sondern destabilisiere auch die globalen und europäischen Lieferketten. Die Energiewende und die Klimakooperation würden dadurch gebremst.
Deng Hongbo betont die 40-jährige Zusammenarbeit der chinesischen Automobilindustrie mit Deutschland und Europa. Europäische Hersteller hätten in China großes Wachstum erlebt und von einem fairen Wettbewerbsumfeld profitiert. Viele europäische und deutsche Autokonzerne sowie Industrieverbände seien gegen die Extrazölle. Auch Bundeskanzler Scholz habe sich mehrfach gegen die Zölle ausgesprochen und sich zum offenen Welthandel bekannt.
Der Botschafter plädiert für eine offene Weltwirtschaft und inklusive Globalisierung. Handelskriege nützten niemandem. China setze auf Verhandlungen, um die Differenzen beizulegen. Es gebe bereits neue Verhandlungsrunden zwischen beiden Seiten. Er hoffe, dass Europa eine konstruktive Haltung einnehme und eine beidseitig akzeptable Lösung gefunden werde, um eine Eskalation zu vermeiden.
Wie "Capital" im August 2024 berichtete, prüft China als Reaktion auf die EU-Zölle nun ebenfalls Zölle auf Milchprodukte und möglicherweise auch auf Verbrenner-Autos mit großen Motoren aus der EU. Dies könnte vor allem deutsche Autobauer treffen. Die Bundesregierung hofft weiterhin auf eine einvernehmliche Lösung und appelliert an China, die Überkapazitäten der Industrie und die hohen Subventionen anzugehen.
Der Handelsstreit zwischen der EU und China zeigt die Komplexität der globalen Wirtschaftsbeziehungen. Während die EU die eigene Industrie schützen will, befürchtet China protektionistische Maßnahmen und droht mit Gegenmaßnahmen. Die Verhandlungen zwischen beiden Seiten sind entscheidend, um eine weitere Eskalation des Konflikts zu verhindern und eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Wie das ZDF bereits 2018 im Kontext des damaligen Zollstreits mit den USA berichtete, "nützt ein Handelskrieg niemandem".
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