15.11.2024
Ex-Geheimdienstler Tscherwinskyj: Nord-Stream-Sabotage eine gute Sache

Nord-Stream-Anschlag: Der ehemalige Geheimdienstler und die Sprengung

Die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines im September 2022 wirft weiterhin viele Fragen auf. Im Zentrum des Geschehens steht der ehemalige ukrainische Geheimdienstler Roman Tscherwinskyj. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, äußerte sich Tscherwinskyj in einem Interview zu den Vorwürfen, er sei der Drahtzieher des Anschlags. Obwohl er sich zu den Details der Operation bedeckt hält, bezeichnet er die Sabotage gegenüber der F.A.Z. als "gute Sache für die zivilisierte Welt". Er argumentiert, dass Deutschland durch die Zerstörung der Pipelines von der russischen Erpressung befreit wurde und nun keine Gefahr mehr laufe, durch eine mögliche Wiederinbetriebnahme der Pipelines unter Druck gesetzt zu werden. Die F.A.Z. beschreibt Tscherwinskyj als aufgeschlossenen Gesprächspartner, der sich trotz seiner schwierigen Lage – er befindet sich im Hausarrest – interessiert an der deutschen Perspektive auf den Anschlag zeigt.

Tscherwinskyj betont gegenüber der F.A.Z., dass die Pipelines russisches Eigentum in internationalen Gewässern waren. Er verweist auf die damalige Unsicherheit über Deutschlands Positionierung im Krieg und die Befürchtung, dass Russland die Gaslieferungen als Druckmittel einsetzen könnte. Er zieht einen Vergleich zu Ländern wie Ungarn oder Österreich, die weiterhin russische Energieträger importieren und deren Haltung zu Russland weniger entschieden ist. Die Zerstörung der Pipelines habe Russland zudem Einnahmen in Milliardenhöhe gekostet, so Tscherwinskyj gegenüber der F.A.Z. Dem gegenüber stünden zwar die wirtschaftlichen Nachteile für Deutschland, diese seien aber im Vergleich zu den menschlichen Verlusten der Ukraine unbedeutend.

Der Spiegel berichtet, dass der damalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, die Sabotage an den Pipelines autorisiert haben soll. Die Operation sei privat finanziert worden und Präsident Selenskyj sei nicht vorab informiert gewesen. Saluschnyj selbst weist die Beteiligung von sich, wie das ZDF berichtet. Auch Selenskyj bestreitet jegliche Beteiligung der ukrainischen Regierung. Die Ermittlungen der deutschen Behörden konzentrieren sich laut Medienberichten auf einen Ukrainer, der sich von Polen in sein Heimatland abgesetzt haben soll. Dieser soll an der Operation beteiligt gewesen sein und möglicherweise die Sprengsätze an den Pipelines angebracht haben.

Die Nordkurier-Zeitung berichtet über einen Experten, der davon ausgeht, dass mehr Personen an dem Anschlag beteiligt waren als bisher angenommen. Die Komplexität der Operation lasse vermuten, dass eine größere Gruppe von Personen involviert gewesen sein muss. Die Ermittlungen dauern an und die Suche nach den Verantwortlichen gestaltet sich weiterhin schwierig.

Die Diskussionen um die Nord-Stream-Pipelines reichen weit zurück. Wie die F.A.Z. berichtet, gibt es Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Genehmigung von Nord Stream 2. Dokumente legen nahe, dass es bei der Zertifizierung der Pipeline zu Interessenkonflikten gekommen sein könnte. Ein Mitarbeiter der Firma, die die Projektsteuerung bei der Zertifizierung übernahm, hatte zuvor für Nord Stream 2 gearbeitet. Dies wirft Fragen nach der Unabhängigkeit der Prüfung auf.

Die politische Dimension des Anschlags ist unübersehbar. Die Pipelines waren von Anfang an umstritten und Gegenstand internationaler Konflikte. Die Sprengung hat die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter verschärft und die Energieversorgung Europas nachhaltig beeinflusst.

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