Schwere Explosionen haben die libanesische Hauptstadt Beirut in der Nacht zum Mittwoch erschüttert. Wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, waren die Detonationen über der ganzen Stadt zu hören. Gewaltige Flammen und Rauchschwaden stiegen in den Nachthimmel auf. Die israelische Armee bestätigte Angriffe in Beirut. „Die israelische Armee greift derzeit im Libanon an“, teilte ein Sprecher mit. Zuvor hatte die Armee zwei Warnungen herausgegeben, die die Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten zur sofortigen Evakuierung aufforderten.
Unbestätigten Berichten zufolge richtete sich der Angriff gegen hochrangige Mitglieder der Hisbollah, darunter möglicherweise auch Haschim Safi al-Din, der Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz. Drei israelische Regierungsvertreter erklärten gegenüber der New York Times, dass die israelischen Angriffe „einem Treffen hochrangiger Hisbollah-Führer galten, darunter Haschim Safi al-Din, dem mutmaßlichen Nachfolger Hassan Nasrallahs“. Eine offizielle Stellungnahme vonseiten der israelischen Armee gibt es nicht. Es ist unklar, ob Safi al-Din bei dem Angriff getötet wurde.
Wie viele Menschen bei dem Angriff in Beirut starben, ist nicht bekannt. Im gesamten Libanon wurden binnen eines Tages 37 Menschen getötet, 151 weitere wurden verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte.
Die israelischen Angriffe erfolgten laut libanesischen Sicherheitskreisen erneut in südlichen Vororten Beiruts, die vor allem von der Terrororganisation Hisbollah kontrolliert werden. Explosionen wurden auch in der Nähe des Flughafens gemeldet.
Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten in arabischer Sprache zur Evakuierung aufgefordert.
Im Südlibanon rücken die israelischen Truppen und Panzer weiter vor. Ziel der Bodenoffensive sei bislang die Zerstörung von Tunneln und Waffen, die die Hisbollah in der Nähe der Grenze für einen möglichen Angriff auf Israel vorbereitet habe, zitierte das Wall Street Journal mehrere über den Einsatz informierte israelische Beamte. Demnach habe das Militär nicht die Absicht, den Einmarsch in einen großangelegten Landkrieg im Libanon zu verwandeln.
Offiziell begründet Israel seine Angriffe und den Einsatz der Bodentruppen mit der Bekämpfung der Schiitenmiliz. Die Hisbollah solle von der Grenze vertrieben werden, damit etwa 60.000 Israelis in ihre Häuser zurückkehren können.
Auch im Westjordanland setzte das israelische Militär seine Operationen fort. Ein israelisches Kampfflugzeug beschoss ein Café in der Stadt Tulkarem im Norden des Westjordanlandes. Mindestens 18 Menschen wurden getötet, wie das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Die Zahl der Verletzten ist noch unklar. Es war der erste Luftangriff dieser Art seit Jahren im Westjordanland, das von Israel illegal besetzt wird. Nach Angaben der israelischen Armee galt der Angriff dem Chef der militant-islamistischen Hamas in Tulkarem, Sahi Jasser Abd al-Rasegh Ufi. Offenbar tötete das Militär auch den Anführer der örtlichen Sektion der Terrororganisation Islamischer Dschihad, Gaith Radwan, wie palästinensische Medien berichteten.
Zugleich wurde Israel erneut massiv aus dem Libanon mit Raketen beschossen. Binnen eines Tages seien rund 230 Geschosse und einige Drohnen gezählt worden, die von der Schiitenmiliz Hisbollah auf den Norden Israels abgefeuert worden seien, teilte die israelische Armee am Abend mit. Am Vortag war die Zahl von 140 solcher Angriffe genannt worden. In vielen Ortschaften in Israel heulten immer wieder die Sirenen des Luftalarms. Ein Teil der Geschosse sei abgefangen worden, ein anderer über unbewohntem Gebiet niedergegangen, hieß es. Über mögliche Opfer ist bislang nichts bekannt.
Die US-Regierung ist unterdessen weiter mit Israel über eine Reaktion auf den kürzlichen iranischen Raketenangriff im Gespräch. „Wir erörtern mit ihnen, wie eine Reaktion auf den Iran aussehen könnte“, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh auf die Frage, ob iranische Ölanlagen ein mögliches Ziel seien. Auf weitere Details wollte sie nicht eingehen. US-Präsident Joe Biden hatte gesagt, dass die USA über ihre Haltung zu einem möglichen israelischen Angriff auf iranische Ölanlagen diskutieren. Die Äußerung führte prompt zu Verunsicherung an den Märkten.
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