19.10.2024
Verstärkter Kampf gegen Kohlenmonoxid Unsichtbare Gefahr in deutschen Haushalten

Fachverbände fordern verstärkte Maßnahmen zur Prävention von Kohlenmonoxidvergiftungen

Tausende von Kohlenmonoxidvergiftungen jährlich in deutschen Haushalten

Berlin – Führende Fachverbände und die Initiative „CO macht K.O.“ appellieren an die Politik, verstärkte Maßnahmen zur Kontrolle und frühzeitigen Warnung vor Kohlenmonoxid-Gefahren zu ergreifen sowie die Bevölkerung umfassend über die Risiken zu informieren. Diese Forderungen kommen angesichts der alarmierenden Statistik: In den letzten zehn Jahren wurden durchschnittlich knapp 3.500 Menschen jährlich mit einer Kohlenmonoxidvergiftung in Deutschlands Krankenhäuser eingeliefert, jede sechste dieser Vergiftungen endete tödlich.

Die unsichtbare Gefahr: Kohlenmonoxid

Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb- und geruchloses Gas, das bei der unvollständigen Verbrennung von organischen Materialien wie Holz, Kohle, Heizöl oder Erdgas entsteht. Es breitet sich schnell in geschlossenen Räumen aus und wird von herkömmlichen Rauchmeldern nicht erkannt. Die Gefahr geht hierbei nicht nur von Heizungsanlagen und Kaminöfen aus, sondern auch von Gasthermen und anderen brennstoffbetriebenen Geräten, die unsachgemäß installiert oder gewartet werden. Zudem können auch aus gelagerten Holzpellets gefährliche Mengen CO freigesetzt werden.

Wie wirkt Kohlenmonoxid im Körper?

Im menschlichen Körper verhindert Kohlenmonoxid die Bindung von Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, wodurch das Blut den lebenswichtigen Sauerstoff nicht mehr transportieren kann. Dies führt zu einer Sauerstoffunterversorgung des Gewebes. Erste Symptome einer leichten bis mittelschweren Vergiftung sind unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Kurzatmigkeit. Bei schwereren Vergiftungen können epileptische Anfälle, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckschwankungen auftreten. Im schlimmsten Fall endet eine CO-Vergiftung tödlich durch Atemlähmung oder Herzversagen.

Warum ist Aufklärung so wichtig?

Viele Verbraucher sind sich der Gefahren von Kohlenmonoxid nicht bewusst. Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), betont: „Die meisten Menschen kennen nicht einmal die Quellen des gefährlichen Atemgiftes. Technische Defekte oder verstopfte Abluftrohre von Gasthermen, Ölheizungen oder Kaminöfen können bereits Auslöser für CO-Vergiftungen sein.“

Die Initiative „CO macht K.O.“ wurde im Jahr 2018 gegründet und setzt sich für die Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren von Kohlenmonoxid ein. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem der Deutsche Feuerwehrverband, der Bundesverband der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) und der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV).

Frühzeitige Warnung durch CO-Melder

Da Kohlenmonoxid für die menschlichen Sinne nicht wahrnehmbar ist, können nur technische Sensoren das Gas erkennen. CO-Melder in Wohnräumen überwachen die CO-Konzentration kontinuierlich und schlagen bereits bei geringen gesundheitsgefährdenden Mengen Alarm. Verbraucher sollten beim Kauf von CO-Meldern auf die EN 50291-Zertifizierung achten, die geprüfte Qualität gewährleistet.

Prävention und richtige Maßnahmen bei Verdacht auf CO-Vergiftung

Um die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung zu minimieren, empfehlen Experten:

- Regelmäßige Wartung von Heizungsanlagen, Kaminöfen und Gasthermen durch Fachpersonal - Installation von CO-Meldern in Aufenthalts- und Schlafräumen sowie in Räumen mit brennstoffbetriebenen Geräten - Sofortiges Verlassen des Hauses bei CO-Alarm und Alarmierung der Feuerwehr über den Notruf 112 - Kontaktaufnahme mit einem Giftinformationszentrum bei leichten Symptomen oder unklaren Fällen

Gefahrenquellen und besondere Vorsicht im Sommer

Besondere Vorsicht ist bei der Nutzung von mobilen Klimaanlagen geboten. Diese können durch den entstehenden Unterdruck Kohlenmonoxid aus Abgasrohren zurück in die Wohnung ziehen. Auch die Nutzung von Geräten, die nur für den Außenbereich vorgesehen sind, wie Notstromaggregate und gasbetriebene Heizstrahler, in geschlossenen Räumen stellt eine erhebliche Gefahr dar.

Der Sommer birgt zusätzlich die Gefahr eines Abgasrückstaus bei Gasthermen, wenn der Schornsteinzug nicht ausreichend ist, um die Abgase abzuleiten. Dies kann durch verschiedenste Faktoren wie blockierte Schornsteine, geringe Temperaturdifferenzen zwischen Innen- und Außenluft oder unzureichende Windwirkung auf den Schornstein verursacht werden.

Forschungsarbeiten und Studien zur CO-Gefahr

Neuere Forschungsergebnisse bestätigen, dass Kohlenmonoxid durch alle gängigen Baustoffe im Haus diffundieren kann. Studien haben gezeigt, dass CO durch Wände, Decken und Böden in andere Räume und sogar in angrenzende Etagen eindringen kann. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, CO-Melder in verschiedenen Bereichen eines Gebäudes zu installieren, um eine umfassende Überwachung zu gewährleisten.

Gesetzliche Regelungen und internationale Initiativen

In einigen europäischen Ländern gibt es bereits gesetzliche Vorschriften zur Installation von CO-Warnmeldern. Beispiele hierfür sind England, Frankreich, Irland, Italien, Nordirland, Schottland, Ungarn und Wales. Das „International Carbon Monoxide Research Network“ (ICORN) wurde 2016 gegründet, um die Erhebung von Daten und Statistiken zu CO-Vergiftungen international zu fördern und das Bewusstsein für die Gefahren zu schärfen.

Die deutschen Fachverbände fordern daher auch die Politik in Deutschland auf, gesetzliche Regelungen zur Installation von CO-Meldern in Privathaushalten zu schaffen und die Bevölkerung umfassend über die Gefahren von Kohlenmonoxid aufzuklären.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Prävention von Kohlenmonoxidvergiftungen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Fachverbänden und der Bevölkerung. Nur durch regelmäßige Wartung von Heizungsanlagen, die Installation von CO-Meldern und umfassende Aufklärung können die Risiken minimiert und Leben gerettet werden. Die Initiative „CO macht K.O.“ und die führenden Fachverbände in Deutschland setzen sich weiterhin dafür ein, die Zahl der Kohlenmonoxidvergiftungen zu reduzieren und die Sicherheit in deutschen Haushalten zu erhöhen.

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